- Klimawandel und Ozon-Belastung gefährden Ernten
- Stoppt Batterie-Knappheit den E-Auto-Boom?
- LNG-Gas für Europa
- Yuan als Währung für Öl
- Entwicklungsbanken stoppen Finanzierung von Energieprojekten
- Kohleförderung wird um 300 Millionen Tonnen erhöht
- Absatz von Elektroautos verdreifacht sich
Claus Kleber hat sich als einst als „News-Junkie“ bezeichnet. Vor allem in Krisenzeiten ist das ein treffender Begriff. In der Table-Redaktion müssen wir derzeit aufpassen, nachts nicht mit dem Smartphone in der Hand einzuschlafen. Zu viel passiert in jüngster Zeit. Russlands Einmarsch in der Ukraine wirbelt vieles durcheinander. Unsere heutige Ausgabe zeigt einige der Verwerfungen: Plötzlich verkauft China aus den USA importiertes Flüssiggas an Europa weiter und macht dabei sogar Gewinn – obwohl die Volksrepublik selbst Angst um die sichere Energieversorgung hat. Davon zeugt wiederum die Ausweitung der Kohleproduktion in China. Das Ziel: Unabhängiger von Energie-Importen werden.
Saudi-Arabien und China verhandeln unterdessen über die Abrechnung von Erdölverkäufen in Yuan. Damit würde die Stellung des US-Dollar als globale Währung geschwächt. Im Zuge der Finanzsanktionen gegen Russland bekommt die Meldung ganz neue Relevanz. Und zu guter Letzt haben Chinas Entwicklungsbanken im letzten Jahr keine neuen Kredite für Energieprojekte im Ausland zugesagt. Dabei wären chinesische Investitionen in Erneuerbare-Energien-Projekte doch gerade in Zeiten steigender Preise für fossile Energieträger besonders wichtig.
Auch die Weltmärkte für Nahrungsmittel sind in Aufruhr. Der Krieg zwischen zwei der wichtigsten Getreide-Produzenten lässt die globalen Preise etwa für Weizen steigen. Das sorgt auch China. Peking strebt zwar möglichst große Eigenständigkeit bei der Sicherung der Nahrungsmittelversorgung an. Doch Staatschef Xi Jinping warnte wiederholt, dass der Weltmarkt nicht 1,4 Milliarden Menschen ernähren könne. Aus der Ukraine bezieht China dennoch gut fünf Prozent der eigenen Getreide-Produktion.
Doch nicht nur der Krieg bereitet Peking Sorgen. Die eigene Nahrungsmittelproduktion wird auch durch die Ozon-Belastung und den Klimawandel geschmälert, wie Ning Wang analysiert.
Nico Beckert

Analyse
Chinas fragile Lebensmittel-Versorgung

Ning Wang
China sorgt sich seit jeher um die Lebensmittelversorgung. Xi Jinping warnte in den vergangenen Jahren regelmäßig davor, trotz guter Ernten wachsam zu bleiben. Die Selbstversorgung mit Nahrungsmitteln steht bei den politischen Führern weit oben auf der Agenda (China.Table berichtete). Russlands Einmarsch in der Ukraine betrifft auch einen der größten Agrar-Handelspartner der Volksrepublik und dürfte Peking weitere Sorgenfalten auf die Stirn treiben. Denn die Lebensmittelversorgung wird gleich an mehreren Fronten bedroht.
China verfügt über nur zehn Prozent der weltweiten Agrarflächen, muss aber mehr als 20 Prozent der Weltbevölkerung davon ernähren. Trotz der geografischen Beschränkung gehört die Volksrepublik zu den weltweit größten Lebensmittelproduzenten. So lag die Produktion von Getreide, einschließlich Mais und Reis, aber ohne Hülsenfrüchte und Kartoffeln, gegenüber der Vorsaison bei 632 Millionen Tonnen und stieg damit um 2,6 Prozent. Auch die Weizenproduktion stieg um zwei Prozent auf 136 Millionen Tonnen, so viel wie in keinem anderen Land der Welt. Doch mehrere Faktoren bedrohen die Produktivität der Ackerfläche.
Neben dem Klimawandel (China.Table berichtete) wirkt sich auch die Luftverschmutzung negativ auf die Ernteerträge der Volksrepublik aus. Eine aktuelle Studie zeigt, dass durch das Verbrennen von fossilen Energieträgern die Konzentration von bodennahem Ozon steigt, was wiederum Schäden an Nutzpflanzen verursacht. Die Studienautoren schätzen, dass die Ozon-Belastung die Weizenerträge zwischen 2017 und 2019 um 33 Prozent gesenkt hat. Auch die Ernten anderer Grundnahrungsmittel wie Mais und Reis sind durch die Belastung mit Ozon zurückgegangen. Nach Schätzungen der Autoren entstehen durch den relativen Ertragsrückgang von Weizen (33 Prozent), Reis (23 Prozent) und Mais (9 Prozent) in China, Japan und Südkorea jährlich Ernteschäden in Höhe von 63 Milliarden US-Dollar. Zu dem Ergebnis kam ein internationales Team von Wissenschaftler:innen, nachdem sie Daten von Ozonkonzentration an der Oberfläche zwischen den Jahren 2017 bis 2019 ausgewertet hatten.
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