- Interview mit FDP-Politiker Johannes Vogel
- Reisen ohne Quarantäne
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- Hohe Sterberate unter betagten Ingenieuren
- Taiwan will bei WTO-Gesprächen mitreden
- Japan könnte Waffen nahe Taiwan lagern
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- Zur Sprache über die Wunderwaffe Pfirsich
Delegationsreisen nach Taiwan haben im vergangenen Jahr einen wahren Aufschwung erlebt. Die wohl prominenteste Visite war der Trip der damaligen Sprecherin des US-Repräsentantenhauses Nancy Pelosi. Ihr Besuch in Taipeh und Chinas Reaktion darauf hielten im August die Weltöffentlichkeit für einige Tage in Atem. Nach Pelosi besuchten weitere US-Abgeordnete Taiwan. Auch EU-Delegationsreisen auf die Insel bekamen im vergangenen Jahr zunehmend Dynamik.
Nun schickt auch Berlin Politiker nach Taipeh: Eine hochrangige Delegation der FDP-Bundestagsfraktion besucht Taiwan offiziell ab Montag. Finn Mayer-Kuckuk hat mit Vize-Delegationsleiter Johannes Vogel über die politische Botschaft des Besuchs sowie die Positionierung der Ampelregierung in der Taiwan-Debatte und gegenüber Peking gesprochen. „In der Koalition hat das Nachdenken über eine Neuausrichtung auf breiter Front begonnen“, sagt Vogel. „Über die Details müssen wir allerdings noch ausführlich reden.“
Nach fast drei Jahren sind seit Sonntag endlich wieder Reisen nach China ohne Quarantäne möglich. Der Grenzverkehr zwischen Hongkong und dem Festland nimmt dadurch auch wieder zu. Wir werfen einen Blick auf die Grenzposten zwischen Hongkong und Shenzhen, wo sich Familien, Freunde und Paare jetzt wieder ohne Quarantäne-Zeit in die Arme schließen können. Wann ausländische Touristen mit Visa nach China einreisen können, ist noch offen. Bisher haben Geschäftsreisen Vorrang. Das Auswärtige Amt rät von Trips in die Volksrepublik ohnehin noch ab.
In unserem Zur Sprache klären wir Sie heute über die heilenden Kräfte des „Dongbei-Penicillin“ auf. In der aktuellen Grippe-, Erkältungs- und Corona-Welle hilft das Wundermittel aus der Dose vielleicht auch Ihnen oder Ihrem Umfeld.
Wir wünschen Ihnen einen gesunden Start in die neue Woche!
Amelie Richter

Interview
„Wir müssen Aussagen von Xi Jinping wörtlich nehmen“

Was ist die politische Aussage dieses Besuchs?
Der neue Systemwettbewerb zwischen Demokratien und Autokratien erfordert eine umfassende Herangehensweise. Eine der Dimensionen davon ist, dass wir Aussagen von Autokraten wie Xi Jinping ernst und wörtlich nehmen müssen, und dieser spricht nun einmal offen auch von militärischen Aggressionen zur Wiedervereinigung mit Taiwan. Es ist daher nötig, ein klares Signal der Unterstützung in Richtung Taiwan zu senden.
China nimmt diese Reisen sehr ernst.
Wir tun, was wir für politisch richtig halten, als selbstbewusste Parlamentarier. Es handelt sich hier ja nicht um eine Abkehr von der Ein-China-Politik. Unser Vorgehen steht im Einklang mit der Linie der Bundesregierung.
Immerhin, Sie sind eine hochrangig besetzte Delegation.
In der Tat, aber es handelt sich ja auch um eine wichtige Frage. Mit Marie-Agnes Strack-Zimmermann reist die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses mit, und ich bin Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der Fraktion und stellvertretender Bundesvorsitzender der FDP. Zudem haben wir weitere profilierte Kollegen aus dem Fraktionsvorstand und unserem außenpolitischen Arbeitskreis dabei. Das soll ein Zeichen im Sinne der ersten Antwort sein.
Gibt es konkrete Angebote, die Deutschland und Europa jetzt Taiwan machen sollten, beispielsweise Vollmitgliedschaften in internationalen Gremien?
Wir haben uns ja in der Koalition im Koalitionsvertrag vorgenommen, unterhalb der Ebene staatlicher Anerkennung die Einbindung Taiwans zu stärken. Dafür engagieren wir uns.
Das Ziel ist es jedoch, einen Krieg letztlich zu vermeiden.
Ja, und im Sinne der Vermeidung einer Konfrontation muss sich der Westen insgesamt im Sinne so positionieren, dass er auch durch Abschreckung den Krisenfall selbst unwahrscheinlich macht.
Hat es aus Sicht der westlichen Allianzen Sinn, rote Linien zu ziehen: Wenn China A macht, passiert B?
Es ist nicht klug, hier in hätte-wenn-Szenarien zu denken. Es wurde aber ja bereits eindeutig formuliert, dass eine militärisch erzwungene Wiedervereinigung nicht ohne Konsequenzen bleiben würde.
„Es geht nicht um Decoupling-Fantasien“
Welche Vorüberlegungen sind dafür gegenwärtig nötig und geboten?
Dazu gehört vor allem neben einer sicherheitspolitischen auch eine wirtschaftliche Dimension. Darüber habe ich auch bereits mit klugen Gesprächspartnern unserer Verbündeten in Washington gesprochen, die insbesondere diesen Punkt auch für Europa betonen.
Welche Änderung der Wirtschaftspolitik von EU und Deutschland strebt die FDP hier an?
Wir müssen uns stärker vom chinesischem Markt unabhängig machen und dabei aus einer Position wirtschaftlicher Stärke heraus agieren. Dazu gehört es zum einen, die eigene Innovationskraft wieder nach vorn zu bringen und zum anderen, Abhängigkeiten dadurch zu reduzieren, dass wir gerade jetzt mehr Freihandel mit marktwirtschaftlichen Demokratien vorantreiben. Es geht hier also nicht um Decoupling-Fantasien, sondern um eine ökonomische Strategie „beyond China“, also über China hinaus. Es gibt viele marktwirtschaftliche Partner für eine solche Politik auch um den Pazifik, neben Südkorea oder Japan zum Beispiel auch die ASEAN-Staaten, Australien oder Indien.
Volkswagen und BASF machen keine Anstalten, ihre China-Abhängigkeit zu verringern. Um dort Marktanteile zu halten, wollen sie sogar mehr investieren. Wie bewerten Sie das?
Ich nehme insgesamt schon wahr, dass deutsche Unternehmen – etwa auch im Mittelstand bei mir im Sauerland – immer stärker auch über die eigenen Abhängigkeiten bei solchen Entscheidungen nachdenken. Aber der Prozess steht sicher gerade erst am Anfang. Deshalb muss er Teil eines stärkeren strategischen Vorgehens als Gesamtgesellschaft sein. Der von mir geforderte China-Stresstest kann hier helfen, weil er Transparenz und Sensibilität erhöht.
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