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Liebe Leserin, lieber Leser,
ihr Tagebuch aus einer abgeriegelten Stadt machte Fang Fang weltberühmt – und in ihrer Heimat geächtet. Dabei hatte die Schriftstellerin schon vor dem „Wuhan Diary“ lebensechte Geschichten aus dem chinesischen Alltag geschildert. Im Mittelpunkt ihrer Geschichten stehe dabei immer das Mitgefühl und Empathie für Menschen, die sonst keine Stimme haben, erzählt Fang Fangs Übersetzer Michael Kahn-Ackermann im Interview mit Ning Wang. Fang Fangs neuer Roman „Wütendes Feuer“ ist erneut ein Spiegel der chinesischen Gesellschaft. Angesiedelt in den 1990er-Jahren schildert er die epochalen Umbrüche, die das Land und die Führungspartei bis heute prägen.
Dass die Darstellung schmerzhafter Realitäten in China durch Literaten unerwünscht ist, zählt zu den großen Tragödien der Volksrepublik. Und es offenbart die Angst des chinesischen Staates vor der Wahrheit. Denn sie steut Salz in die Wunden eines Systems, das sich als unverwundbar darstellt. Die Geschichten, die verborgen bleiben, weil die Kommunistische Partei sie nicht hören will, haben das Potenzial, das Verständnis vom Land von außen betrachtet deutlich zu erhöhen. Wenn sie uns nur erreichen würden.
Der ewige Vorwurf der Partei an ihre Kritiker lautet: Ihr versteht China nicht! Das ist entlarvend. Denn wer Teile der Wahrheit unterdrückt und andere des Missverstehens anklagt, der spielt ein falsches Spiel.
Ihr
Marcel Grzanna
Interview
„Den Wehrlosen eine Stimme geben“
Michael Kahn-Ackermann übersetzt Fang Fangs Bücher ins Deutsche.
Mit „Wuhan Diary“ ist Fang Fang international bekannt geworden. Die in China sehr erfolgreiche Schriftstellerin zeigt darin, wie wenig der Ausbruch der Corona-Pandemie in Wuhan aufgearbeitet wurde. Nun ist ein weiteres ihrer Bücher auf Deutsch erschienen. Ning Wang hat mit Fang Fangs Übersetzer Michael Kahn-Ackermann über „Wütendes Feuer“ gesprochen. In dem Interview geht es um Veränderungen in der Gesellschaft und das Leben von Frauen fernab der Großstädte.
Der Zeitrahmen von„Wütendes Feuer“ sind die 1990er-Jahre. Was hat sich seitdem in China verändert?
Zunächst muss man fragen, wo hat sich was geändert? Dieser Roman spielt in einem Dorf, vermutlich in der Provinz Hubei, und die Veränderungen, die sich auf dem Land abspielen, sind teilweise andere als die, die sich in den Städten in den letzten 20 bis 30 Jahren abgespielt haben. Wenn man strikt bei diesem Dorf bleibt, dann muss man sagen, dass sich wahrscheinlich an vielen Orten gar nicht so wahnsinnig viel verändert hat. Wie der Fall der verkauften und zu Hause angeketteten Frau gezeigt hat, der ja in den chinesischen sozialen Medien einen unglaublichen Widerhall gefunden hat. (In der Provinz wurde im Februar der Fall einer Frau bekannt, die in jungen Jahren entführt, verkauft und dann mehr als 18 Jahre lang angekettet gelebt hat – Anmerkung d. Redaktion.)
Ist die Reaktion so emotional gewesen, weil durch den Fall Erinnerungen aus den eigenen Familien hochkamen?
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