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das Missverhältnis zwischen der Menge an Waren, die Deutschland in China einkauft und die Deutschland nach China verkauft, wird immer größer. Das Handelsbilanzdefizit Deutschlands mit China hat 2022 sogar ein Rekordniveau erreicht. Da drängt sich die Frage auf: Wie soll unter diesen Umständen eine politische Befreiung von der Abhängigkeit gelingen?
Wir erwarten von der Politik, Peking gegenüber unsere Werte klar zu formulieren, zu vertreten und durchzusetzen und tun genau das Gegenteil dessen, was ihr dabei helfen könnte. Wir kaufen und konsumieren mehr chinesische Produkte statt weniger. Offensichtlich ist die strategisch sinnvolle Überlegung, die Abhängigkeit von einem autokratischen System so gering zu halten wie möglich, um die eigenen Freiheiten zu bewahren, „den Deutschen am Ende doch weniger wichtig als die Frage, wie viel am Ende des Monats noch im Geldbeutel ist„, schlussfolgert Frank Sieren.
Wem die Frage nach einer wachsenden Abhängigkeit von der Volksrepublik am Herzen liegt, kann in der anstehenden Gesetzinitiative der EU-Kommission zur Sicherung kritischer Rohstoffe einen Hoffnungsschimmer sehen. Brüssel plane eine Initiative auf vier Säulen: strategische Prioritäten, Monitoring und Risikomanagement, Stärkung der Wertschöpfungskette innerhalb der EU und Gleichbehandlung mit Drittstaaten. Auch Umwelt- und Sozialstandards sollen gestärkt werden, schreiben Leonie Düngefeld und Amelie Richter.
Es ist ein Schritt in die richtige Richtung, der allerdings keinen Tag zu früh kommt. Die Kommission hat die Vorlage des Entwurfs bereits mehrfach vorverlegt, damit sie schon Anfang März in die Beratung gehen kann. Auch das darf man als gutes Zeichen werten, dass an Schlüsselstellen der europäischen Politik die Dringlichkeit bewusst geworden ist, die Abhängigkeit von China nicht noch weiter zu erhöhen.
Marcel Grzanna

Analyse
Deutschland importiert immer mehr Waren aus China

Frank Sieren
Im Jahr 2022 hat sich ein jahrzehntelanger Handelstrend weiter zugespitzt: Deutschland hat mehr aus China importiert als je zuvor. Die Einfuhr erreichte den Rekordwert von 195 Milliarden Euro. Der Wert der aus China eingekauften Waren nahm im Vergleich zum Vorjahr auf einen Schlag um 37 Prozent oder rund 50 Milliarden Euro zu. So lautet die Einschätzung von Germany Trade & Invest (GTAI). „Damit steigt die Abhängigkeit vom Beschaffungsmarkt China“, urteilen die Experten.
China ist so zum siebten Mal in Folge Deutschlands wichtigster Handelspartner. Eine kurz- oder mittelfristige Entflechtung erscheint dadurch illusorischer denn je. Die gestiegene Inflation verstärkt den Trend sogar noch. Je schwieriger die wirtschaftliche Lage ist und je höher die Teuerungsrate, desto mehr preiswerte Waren fragen die Deutschen nach. Die beste Mischung aus Preis und Qualität bietet aus Sicht vieler Importeure aber weiterhin China. Für den großen Markt dort können die Hersteller in hoher Stückzahl produzieren und damit weltweit günstigere Preise anbieten.
Weniger eigener Bedarf: Chinas Überschüsse steigen
Zugleich gerät der Handel immer weiter aus dem Gleichgewicht, denn China fragt seinerseits weniger Güter aus dem Ausland nach. Der Handelsüberschuss des Landes steigt auf hohem Niveau. Umgekehrt muss Deutschland gegenüber China ein immer höheres Handelsdefizit verkraften. Im vergangenen Jahr betrug die Differenz zwischen Ein- und Ausfuhren 88 Milliarden Euro, berichtet die GTAI. Das ist ebenfalls ein Rekord.
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