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- Kolumnist von Stand News in Hongkong festgenommen
- Bericht zur Zwangsarbeit in der Alu-Produktion
- Zensoren schneiden am neuen „Dumbledore“-Film
- Porträt: Wang Jixian provoziert Peking mit Videos aus Odessa
wer glaubte, das zunehmend totalitäre Klima in der Volksrepublik China würde nicht auf die Lebensumstände von Ausländern im Land abfärben, sieht sich eines Besseren belehrt. Seitdem der Staat die autoritären Zügel noch strenger angezogen hat, verengen sich Meinungsvielfalt und zivilgesellschaftlicher Raum dramatisch. Die Konsequenz sind wachsender Nationalismus und konfrontative Aggressionen gegen über Gästen im Land, ganz gleich, welcher Nation.
In der heutigen Ausgabe schildern Rückkehrer ihre Gründe, weshalb sie ihre Zelte in China kürzlich abgebrochen haben. Die strenge Null-Covid-Politik spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle. Aber sie verstärkt bei vielen Expats das Gefühl, dass die zweitgrößte Volkswirtschaft nicht mehr der richtige Ort für sie ist. Den Trend dürfte der Lockdown in Shanghai dennoch weiter bekräftigen. Zahlreiche Ausländer posten derzeit von ihren Erfahrungen aus der modernsten Stadt des Landes und sorgen im Rest der Welt für Entsetzen. So wie ein junger Italiener, der tagtäglich aus einem Lager der Positivgetesteten berichtet, und dessen Erzählungen wir heute aufgreifen.
Ähnlich aktiv über Sozialmedien ist Wang Jixian, ein chinesischer Informatiker, der in Odessa lebt und von dort über den Ukraine-Krieg berichtet. Sein Mut, entgegen der Kommunikationsstrategie seiner Regierung in Peking russische Gräueltaten zu benennen, ist bemerkenswert. Denn es wäre naiv zu glauben, ein autoritäres politisches System würde diese Form des Dissens nicht bestrafen.
Marcel Grzanna

Analyse
China wird für Expats unattraktiv

Marcel Grzanna
Mit dem Ende des China-Kapitels in seinem Leben setzte bei Niklas die Erleichterung ein. „Ich bin wirklich froh, dass ich raus bin. Jetzt spüre ich, wie viel Energie diese Zeit tatsächlich gekostet hat“, sagt der Niederländer, der nach 17 Jahren in der Volksrepublik vor zwei Wochen seine Zelte in Shanghai abgebrochen hat.
„Als Ausländer in China zu leben ist inzwischen so, als wenn du die ganze Zeit auf rohen Eiern läufst. Überall lauern Konfrontationen nach dem Muster: Wir gegen euch„, sagt Niklas, der nicht mit vollem Namen zitiert werden möchte. Fast zwei Jahrzehnte lang arbeitete der 48-Jährige in China für internationale Firmen im Bereich Nachhaltigkeit und Corporate Social Responsibility (CSR). In Shanghai habe er zu Beginn des Jahrhunderts die „goldenen Jahre“ erlebt. Wie er sagt, war es vergleichsweise liberal und kosmopolitisch. Damit ist es vorbei.
„Die vergangenen Jahre unter Xi Jinping haben alles verändert„, sagt er. Zunehmend seien Alltagssituationen in politische Diskussionen mit Chinesen:innen gemündet, die der Niederländer nicht führen wollte. Immer wieder wurde er genötigt, zum Verhältnis Chinas zu Europa oder dem Rest der Welt Stellung zu beziehen. „Dabei bin ich ständig mit den gleichen Argumenten konfrontiert worden, ohne Differenzierung aus einer extrem nationalistischen Position“, erzählt Niklas. Kritik an der Volksrepublik sei in solchen Diskussionen immer weniger akzeptiert worden. Das Land entwickle sich zu einer „perfekt abgeschirmten Gesellschaft“.
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