- Exodus der Expats aus China
- Unverständnis zwischen Xi und von der Leyen
- Kritik an Essensversorgung im Lockdown
- Neuer Virus-Subtyp in Suzhou gefunden
- Automesse in Peking abgesagt, Kanton-Messe nur online
- Ex-Sicherheitschef Fu Zhenghua aus der KP ausgeschlossen
- Portrait der Sinologin Barbara Mittler
- Michael Kruppe im Vorstand der AHK Shanghai
- Zur Sprache: Das grüne Pferd
der EU-China-Gipfel bestand am Freitag wie befürchtet nur aus der kühlen Wiederholung bekannter Positionen auf beiden Seiten. Hier zeigen sich die Grenzen eines Online-Formats. Es gibt keine Chance für vertrauliche Gespräche am Rande. Ebenso fehlt die Möglichkeit, der anderen Seite noch einmal eindringlich die eigene Sicht der Dinge darzulegen.
Doch dieser Kollateralschaden der Pandemie verblasst derzeit gegen die Situation in Shanghai. In den Quarantänezentren drängen sich die Infizierten dicht an dicht. Die Lebensmittelverteilung verläuft unregelmäßig. So wichtig die Eindämmung der Pandemie ist, so deutlich dort treten gerade organisatorische Schwächen zutage. Für die KP ist das keine gute Nachricht. Wer den Anspruch hat, der Natur zum Wohle der Bürger die Stirn zu bieten, muss auch die Versorgung sicherstellen.
Die Nebenwirkungen der Null-Covid-Strategie sind inzwischen auch Teil der vielen Gründe für Ausländer, China den Rücken zu kehren. Marcel Grzanna hat mit Arbeitnehmern vor Ort und mit Rückkehrern gesprochen. Die Gesellschaft in China wird tendenziell intoleranter, nationalistischer und arroganter. Das Lebensumfeld ist insgesamt schwieriger. Kein Wunder, dass ein Exodus der Expats eingesetzt hat. Die Pandemie ist allerdings nicht die Ursache des Trends, sondern beschleunigt ihn nur.
Finn Mayer-Kuckuk

Analyse
China wird für Expats unattraktiv

Marcel Grzanna
Mit dem Ende des China-Kapitels in seinem Leben setzte bei Niklas die Erleichterung ein. „Ich bin wirklich froh, dass ich raus bin. Jetzt spüre ich, wie viel Energie diese Zeit tatsächlich gekostet hat“, sagt der Niederländer, der nach 17 Jahren in der Volksrepublik vor zwei Wochen seine Zelte in Shanghai abgebrochen hat.
„Als Ausländer in China zu leben ist inzwischen so, als wenn du die ganze Zeit auf rohen Eiern läufst. Überall lauern Konfrontationen nach dem Muster: Wir gegen euch„, sagt Niklas, der nicht mit vollem Namen zitiert werden möchte. Fast zwei Jahrzehnte lang arbeitete der 48-Jährige in China für internationale Firmen im Bereich Nachhaltigkeit und Corporate Social Responsibility (CSR). In Shanghai habe er zu Beginn des Jahrhunderts die „goldenen Jahre“ erlebt. Wie er sagt, war es vergleichsweise liberal und kosmopolitisch. Damit ist es vorbei.
„Die vergangenen Jahre unter Xi Jinping haben alles verändert„, sagt er. Zunehmend seien Alltagssituationen in politische Diskussionen mit Chinesen:innen gemündet, die der Niederländer nicht führen wollte. Immer wieder wurde er genötigt, zum Verhältnis Chinas zu Europa oder dem Rest der Welt Stellung zu beziehen. „Dabei bin ich ständig mit den gleichen Argumenten konfrontiert worden, ohne Differenzierung aus einer extrem nationalistischen Position“, erzählt Niklas. Kritik an der Volksrepublik sei in solchen Diskussionen immer weniger akzeptiert worden. Das Land entwickle sich zu einer „perfekt abgeschirmten Gesellschaft“.
- Coronavirus
- Gesundheit
- Taiwan
- Zivilgesellschaft
Jetzt weiterlesen
… und 30 Tage kostenlos dieses Professional Briefing kennenlernen.
Sie sind bereits Gast am China.Table? Jetzt einloggen