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Nordkoreas Diktator Kim Jong-un hat in diesem Jahr so viele Raketen getestet wie seit fünf Jahren nicht mehr. Und dabei ist erst März. Peking ist über die Zündeleien an seiner Grenze unglücklich. Trotzdem braucht China Nordkorea weiterhin als Puffer zwischen sich und dem US-Alliierten Südkorea. Erst Ende Februar hatte Chinas Staatschef Xi Jinping die Bedeutung der bilateralen Zusammenarbeit mit Pjöngjang betont. Das ist ein schwieriger diplomatischer Akt, schreibt Christiane Kühl. Bei näherem Hinsehen sind die Ähnlichkeiten zu Russland verblüffend. Sowohl Nordkorea als auch Russland sind zwar wichtige Partner gegen den Westen. Doch beide agieren unberechenbar. Und jetzt betrachtet die internationale Gemeinschaft auch Russland wie Nordkorea als Aggressor. Daher ähnelt sich auch das Hin und Her der chinesischen Kommunikation zu den beiden schwierigen Verbündeten.
Ein Eiertanz sondergleichen bleibt auch die Abwicklung des zahlungsunfähigen chinesischen Immobilienkonzerns Evergrande. Am Dienstag meldete das Unternehmen, dass es den Termin zur Vorlage seiner Jahresbilanz am 31. März versäumen wird. Die Bilanz, wenn sie einmal herauskommt, wird das Ausmaß der Finanzlöcher offenbaren, schreibt Finn Mayer-Kuckuk. Die monatelang durchgehaltene Hinhaltetaktik gegenüber den Gläubigern ist nur möglich, weil das chinesische Recht keine Insolvenzverschleppung kennt. Intransparenz als Strategie hat aber auch ihre Grenzen. Fragwürdige Kreditvergaben bei gleichzeitiger Verschleierung der Probleme hat bereits Japan Ende der 80er-Jahre ein Ende seines jahrzehntelangen Booms beschert.
Fabian Peltsch

Analyse
Widerspenstiger Partner im Nordosten

Christiane Kühl
Am Sonntag war es mal wieder soweit: Nordkorea meldete einen Raketentest. Vergangene Woche war ein solcher Test offenbar schief gegangen: Es regnete Trümmer nahe Pjöngjang. Satte elf Testreihen mit Dutzenden Raketen hat Machthaber Kim Jong-un in diesem Jahr bisher gestartet, nachdem er die Testfrequenz schon seit Herbst 2021 schrittweise erhöht hatte. Kim zündelt wie zuletzt in der sogenannten „Feuer-und-Zorn“-Ära mit ihrer Kombination aus Nuklear- und Raketentests und besonders kriegerischer Rhetorik sowohl aus Pjöngjang als auch aus Washington. Neue Satellitenbilder zeigen zudem Aktivitäten an der 2018 eigentlich stillgelegten Atomtestanlage Punggye-ri, wie Reuters Anfang März berichtete. Es ist das einzige bekannte Atomtestgelände. Nordkorea habe seine nuklearen und ballistischen Raketenprogramme stetig weiterentwickelt, hieß es Anfang Februar in einem UN-Bericht.
Nordkorea ist den USA trotz des Ukraine-Krieges offenbar wichtig genug, dass der Nationale Sicherheitsberater Jake Sullivan das Thema nach Angaben des Weißen Hauses beim eigentlich vom Ukraine-Krieg dominierten Treffen mit Chinas Außenpolitikzar Yang Jiechi in Rom ansprach. Sullivan betonte dort seine „ernsthafte Besorgnis“ über Nordkorea. Yangs Antwort ist nicht bekannt.
Peking stellt sich schützend vor Pjöngjang wie eh und je. Zuletzt blockierte es Anfang März gemeinsam mit Moskau im UN-Sicherheitsrat die Verurteilung der jüngsten Raketentests. Doch es ist seit vielen Jahren ein offenes Geheimnis, dass Peking wenig begeistert ist vom Atomprogramm der Kim-Dynastie. Nachdem Russland sich durch die Ukraine-Invasion international isoliert hat, hat China nun gleich zwei Paria-Staaten als Nachbarn und Partner. Und beide fuchteln mit ihren Atomwaffen herum.
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