- Rating-Agenturen sehen Evergrande kurz vor Ausfall
- China straft Litauen mit weitreichenden Importstopps
- Termine der kommenden Woche
- USA setzen Sensetime auf Schwarze Liste
- Medienunternehmer Lai schuldig gesprochen
- Brandstätter übernimmt China-Ressort am 1. August
- Chinesisches Corona-Medikament zugelassen
- Johnny Erling zur Jugendbewegung „Flachliegen“
heute präsentieren wir Fortsetzungsfolgen des Evergrande-Dramas (hoch geflogen und tief gefallen) und des Litauen-Thrillers (David gegen Goliath). Die Geschichte um das baltische Land hatte zwischenzeitlich Züge einer Komödie, doch es droht ein Handelskriegs-Epos daraus zu werden. China will alle EU-Waren an der Grenze zurückzuweisen, die auch nur eine Komponente aus Litauen enthalten. Das ist die Rache für eine Annäherung Litauens an Taiwan. Nun hat die Slowakei ihrerseits eine Delegation nach Taipeh geschickt. Amelie Richter analysiert, ob dem Land jetzt ebenfalls Ungemach droht. Insgesamt verdichtet sich zusammen mit einem möglichen Verbot von Importen aus Xinjiang durch die USA eine bedrohliche Stimmung neuer Handelskonflikte.
Das Evergrande-Drama könnte derweil schon vor dem letzten Akt stehen – zumindest, was das Unternehmen selbst betrifft. Ratingagenturen sprechen die Wahrheit schon aus, der sich der Immobilienkonzern noch verweigert: Evergrande ist insolvent. Wie soll man es sonst nennen, wenn kein Geld mehr für Kreditraten, Anleihezinsen und Handwerkerrechnungen vorhanden ist? Hinter den Kulissen laufen daher die Vorbereitungen für eine Umstrukturierung. Es könnte allerdings noch ein längeres wirtschaftspolitisches Nachspiel folgen. Chinas aufgeblasene Immobilienbranche muss sich unter Aufsicht des Staates gesundschrumpfen. Das wird nicht ohne Nebenwirkungen ablaufen.
Finn Mayer-Kuckuk

Analyse
Ratingfirmen halten Evergrande für insolvent
Vielleicht wird es den einen, klar definierten „Evergrande-Moment“ nicht geben. Stattdessen läuft eine Salami-Insolvenz vor unseren Augen ab. Jede Woche verpasst das angeschlagene Immobilien-Unternehmen zwar eine Zahlungsfrist, bedient dafür aber gelegentlich eine andere – wenn auch die meist mit Verspätung. In China gibt es keine Strafen für Insolvenzverschleppung (China.Table berichtete). Evergrande hat daher mehr Möglichkeiten, auf Zeit zu spielen, als ein Unternehmen das in Deutschland hätte.
Am Donnerstag zog sich die Schlinge dann jedoch deutlich enger zu. Die deutlichste Aussage kam von der Ratingagentur Fitch. Sie stufte die Bonität von Evergrande auf die Bewertung „RD“ herunter: grundsätzlich insolvent, wenn auch noch zum Teil geschäftsfähig. Direkt darunter kommt allerdings der Totalausfall auf der Skala der Kreditwürdigkeit. Der Grund für die Herabstufung: Evergrande konnte am Montag 82,5 Millionen Dollar an Zinsnachzahlungen nicht begleichen (China.Table berichtete). Auch die Ratingagentur Standard & Poor’s hält mit ihrer Prognose nicht hinterm Berg: In einer Stellungnahme heißt es, dass Zahlungsausfälle „unvermeidbar“ sind. Solche Signale von den zwei großen Ratingagenturen können nichts anderes bedeuten als den Anfang vom Ende des Evergrande-Konzerns in seiner heutigen Form.
Der Immobilienkonzern aus Shenzhen, der bereits mehrfach knapp an der Zahlungsunfähigkeit vorbeigeschrammt ist, hat damit eine weitere Galgenfrist verstreichen lassen. Die Hongkonger Börse reagierte entsprechend alarmiert: Die Aktien des Immobilienriesen sind am Mittwoch nochmals gefallen. Am Donnerstag bewegte sich der Kurs um die 20 Eurocent-Marke herum. Vor einem Jahr lag er noch bei drei Euro. Die Regierung hat derweil angefangen, Internetgerüchte über die bevorstehende Pleite zu unterdrücken, um Unruhe zu vermeiden.
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