- Ski-Star Eileen Gu im politischen Minenfeld
- NFT – nur unter Pekings Kontrolle
- Termine der kommenden Woche
- Xi gibt Anweisungen zu Corona-Lage in Hongkong
- China weitet Offshore-Ölförderung aus
- Investment-Screening schreckt Investoren zurück
- CATL plant weitere Auslandsstandorte
- Olympia-Ticker: Kein Edelmetall und eisige Temperaturen
- Johnny Ehrling über Chinas Zahlen-Magie und die Wirkung auf den Westen
- Im Portrait: Anwalt Patrick Heid über Veränderungen in Shanghai
die Mär von den unpolitischen Olympischen Winterspielen hat China jahrelang verbissen verteidigt. Am Donnerstag, nur drei Tage vor dem Ende des Mummenschanzes, fielen auf der Zielgeraden dann doch noch die Hüllen. Eine Sprecherin des Organisationskomitees BOCOG erklärte vor der internationalen Presseschar den Inselstaat Taiwan zu einem „untrennbaren Teil“ der Volksrepublik und bezeichnete die Beweise für die systematische Zwangsarbeit von Uiguren in Xinjiang als „Lüge“.
Die Aussagen waren eine Ohrfeige für das Internationale Olympische Komitee. So lange hatte sich der Verband mit seinem deutschen Präsidenten Thomas Bach schützend vor das Gastgeberland gestellt, Pekings Propaganda nachgeplappert und im Fall Peng Shuai sogar darauf verzichtet, Chinas Führung um Aufklärung zu bitten.
Wie es sich mit den Zahlen um die Winterspiele verhält, bleibt weiterhin eine Black Box. Unser Kolumnist Johnny Erling deckt auf, wie sich von Karl-Heinz Rummenigge bis IOC-Chef Thomas Bach, aber auch große Unternehmen und Investoren von Chinas Magie der großen Zahlen gepaart mit noch größeren Versprechungen immer wieder leichtgläubig in den Bann ziehen lassen.
Die umstrittensten Winterspiele der Neuzeit werden auch für Nachwuchs-Star Eileen Gu mehr und mehr zum politischen Minenfeld. Denn auf Verratsvorwürfe in den USA folgt nun in China Unmut über das privilegierte Leben der 18 Jahre alten Athletin, die offenbar beide Pässe in der Tasche hat – die Frage nach ihrer Staatsbürgerschaft vermeidet Gu weiterhin tunlichst. Unsere Autorin Christiane Kühl fragt sich: Ist der Eileen-Gu-Hype schon vorbei? Denn auch in der Volksrepublik nimmt die Kritik an der Überfliegerin aus Kalifornien in den sozialen Netzwerken zu. Um sich zumindest mit der Führung in Peking gut zu stellen, gab Gu ihr erstes Olympia-Interview dem Magazin der Zentralen Disziplinarkommission der Kommunistischen Partei.
Auch Chinas Tech-Giganten nutzen die Winterspiele, um die Regierung bei einem großen Vorhaben auf ihre Seite zu bekommen: Kaum hatten die Olympischen Winterspiele in Peking begonnen, stellte Alibaba eine Reihe von Olympia-NFTs vor. Die „non fungible token“ boomen in der Volksrepublik, weil sie die Hoffnung auf große Gewinne in kurzer Zeit schüren, schreibt Ning Wang. Firmen wie Alibaba oder Tencent springen mit auf den Zug in der Sorge, den nächsten großen digitalen Trend zu verpassen. NFT funktionieren jedoch auch als Spekulationsobjekte – und das wird in Peking alles andere als gern gesehen. Werden hier bald die Regulatoren eingreifen?
Amelie Richter

Analyse
Eileen Gu im Strudel der Geopolitik

Christiane Kühl
Geht es nach der Ausnahme-Athletin Eileen Gu, dann steht allein der Sport im Zentrum bei Olympia in Peking. Zwei Medaillen holte sie bereits, Gold im Big Air, Silber am Dienstag im Slopestyle. Am heutigen Donnerstag gewann sie die Qualifikation in die Halfpipe, es ist ihre Paradediszplin. Um die Medaillen geht es am Freitag. Doch das chinesisch-amerikanische Ski-Freestyle-Ass verstrickt sich immer mehr in politische Kontroversen. Das liegt einerseits an ungeschicktem bis ignorantem Verhalten. Doch auch der geopolitische Systemkonflikt zwischen dem Westen und China spielt eine Rolle. Eine Identität sowohl als Chinesin als auch als US-Amerikanerin, scheint in diesen Zeiten nicht möglich. Das Heimatland von Gus Mutter ist eben nicht irgendein Land, sondern eine aufstrebende Großmacht, die im Westen wegen ihrer Menschenrechtsverletzungen unter Beschuss steht.
In diesem Umfeld zu versuchen, während der umstrittensten Olympischen Spiele der jüngeren Geschichte einfach nur eine unpolitische Athletin zu sein, ist ein aussichtsloses Unterfangen. Vor allem, nachdem sich Eileen Gu bewusst entschieden hatte, für eben diese Großmacht Medaillen und Prestige einzufahren.

In den USA bekam Eileen Gu die Wucht ihrer Entscheidung schon vor den Spielen zu spüren. Kritiker sprachen von „Verrat“. Dort trendete in Sozialmedien lange ein entsprechender Hashtag. User verlangten, sie aus den USA rauszuwerfen, ihr die Zulassung zur Universität Stanford wegzunehmen oder schmähten sie in weit schlimmerer Weise. Der konservative TV-Sender Fox News nannte sie das „undankbare Kind Amerikas“. Ein weiterer Vorwurf: Gu stelle Profit und Ruhm über die Wahrung der Menschenrechte. Sie lasse sich bei Olympia von China instrumentalisieren und sei somit das neue Gesicht kommunistischer Unterdrückung.
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