China
Eberhard Sandschneider im Interview + Weniger Chips für die Auto-Branche
Liebe Leserin, lieber Leser,
rund zehn Monate lang war der höchste diplomatische Posten Deutschlands in China vakant. Nun gibt es wieder eine Vertreterin in Peking: Botschafterin Patricia Flor hat am Freitag ihre Akkreditierungspapiere im Außenministerium überreicht. Auf den sozialen Medien präsentierte sich die Diplomatin in einem Vorstellungsvideo erstmals auf Mandarin und Englisch. Welche Themen Flor anpacken möchte, lesen Sie heute in unseren News. Eines ist bereits klar: Die 60-Jährige tritt ihren neuen Job in politisch hoch angespannten Zeiten an — geopolitisch, aber auch in der Volksrepublik selbst.
Denn im Herbst stellt sich die Führung beim Parteitag der KPCh neu auf. Die heiße Phase ist aber schon jetzt. Denn die Entscheidungen darüber, wer welchen Posten bekommt, seien bis zum Parteitag längst getroffen, betont der Politikwissenschaftler Eberhard Sandschneider im Gespräch mit Michael Radunski. Sandschneider erklärt, welche Probleme Xi Jinping vor dem großen Polit-Happening hat und welche Ziele er verfolgt: "Xi ist der große Moderator, nicht der große Alleinherrscher."
Auch der wachsende Unmut in der Bevölkerung ob der anhaltend strengen Corona-Maßnahmen geht Sandschneider zufolge an Xi nicht problemlos vorbei. Der harte Corona-Lockdown in Shanghai ist indes nicht unbeteiligt daran, dass der chinesische Hersteller BYD mittlerweile an Tesla vorbeigezogen ist. BYD baut den Großteil seiner Fahrzeuge im südchinesischen Shenzhen, das weniger von Corona-Maßnahmen betroffen war als Shanghai, wo Tesla sitzt. Das ist aber nicht der einzige Grund für das Überholmanöver aus Shenzhen, wie unser Autorenteam in China schreibt: Auch technologisch habe BYD gut aufgeholt.
