Interview: Sibylle Gabler (DIN) zu Technik-Standards
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Standpunkt: Regulatoren hemmen Innovationen
Liebe Leserin, lieber Leser,
technologische Standards haben heute noch nicht die politische Bedeutung, die sie in 20 Jahren haben werden. Einfach aus dem Grund, weil viele Zukunftstechnologien noch keine breite Marktreife erreicht haben. Europa muss aber darauf vorbereitet sein, dass die Volksrepublik China die Entwicklung von Standards in geopolitische Kraft ummünzen wird. Die Erfahrungen während der Corona-Pandemie dienen als Blaupause.
China hat in der Krise gelernt, wie es Verzögerungen und Knappheiten in den globalen Lieferketten politisch zu seinen Gunsten nutzen kann. Auch droht Peking Kritikern immer häufiger ganz unverblümt mit seiner Marktmacht. Sollte die Volksrepublik ihre Standards in Schlüsselindustrien eines Tages durchgesetzt haben, wird ihr politischer Druck auf andere Akteure massiv zunehmen – gerade auch auf Deutschland. Es wäre naiv, daran zu zweifeln.
Im Interview mit China.Table sagt Sibylle Gabler vom Deutschen Institut für Normung: „Chinas Aktivitäten haben hier zugenommen“. Meine Prognose wäre: Das ist erst der Anfang.
In der Praxis verankert die Volksrepublik heute schon das Grundgerüst ihrer Standards in weiten Teilen der Welt. In den Vereinigten Arabischen Emiraten investieren chinesische Firmen als Akteure der neuen Seidenstraßein nahezu alle künftige Schlüsselindustrien. Wir haben uns die Entwicklung in Dubai vor Ort angeschaut.
Die Erkenntnis: Das globale Infrastruktur-Programm der Europäischen Union namens Global Gateway als Antwort auf die neue Seidenstraße kommt keinen Tag zu früh. Es wird höchste Zeit, dass Europa seine Präsenz dort erhöht, wo die Volksrepublik schon lange begonnen hat, sich auszubreiten.
Ein freundlicher Gruß
Ihr
Marcel Grzanna
Interview
„China geht mit großen Schritten in Richtung Normungs-Weltmacht“
Sibylle Gabler, Leiterin Regierungsbeziehungen, Deutsches Institut für Normung
Pekings Initiative „China Standards 2035“ hat Experten aufmerken lassen. Das Vorhaben zeigt, dass China die Normung als industrie-, geo- und machtpolitisches Instrument entdeckt hat. Die EU-Handelskammer in China wird am Donnerstag einen Bericht zur Standardisierung in der Volksrepublik vorstellen. Deutschland und die EU haben vor allem in Schlüsseltechnologien noch Aufholbedarf, sagt Sibylle Gabler, Leiterin für Regierungsbeziehungen beim Deutschen Institut für Normung (DIN). Im Gespräch mit Amelie Richter gibt sie jedoch auch Entwarnung: Von einer Übermacht Chinas könne noch nicht die Rede sein. Es gebe aber einiges zu tun.
Standardisierung gilt eher als trockenes Thema. Warum sollte uns Normung denn überhaupt interessieren?
Dazu gibt es viele Antworten. Zunächst mal ist Standardisierung einfach ein wichtiges Mittel für die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft. Es gilt nach wie vor der Satz: „Wer die Norm macht, hat den Markt“. Wenn Sie also Inhalte in eine Norm bringen können, die für Ihr Unternehmen von Vorteil sind, dann haben Sie es leichter, Ihre Produkte auf deutsche oder eben auch internationale Märkte zu bringen. Und es ist natürlich auch für die Volkswirtschaft als Ganzes wichtig. Denn die Normen sind eine gemeinsame Sprache und Grundlage. Rein nationale Normen können das Gegenteil bewirken. Sie können Märkte abschotten. Und Normen spielen natürlich auch eine Rolle in Sicherheitsthemen und Verbraucherschutz. Normen haben zum Beispiel den Arbeitsschutz im Bergbau verbessert und retten dadurch Menschenleben. Auch beim Thema Umweltschutz kann Standardisierung einen wichtigen Beitrag leisten.
Nun wird China als neue Weltmacht in der Standardisierung gesehen. Wie sehen Sie das? Ist es schon so weit?
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