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in China können die Menschen noch weniger ohne Smartphone leben als in Deutschland. Beim mobilen Bezahlen oder der Anwendung von vollintegrierten Super-Apps ist die Volksrepublik schon viel weiter. Doch zugleich ist der Internet-Markt seit jeher schwierig für ausländische Anbieter. Große Plattformen wie Facebook spielen in China außerhalb der VPN-Blase keine Rolle. Unsere Analyse zeigt, wie neue Datenregeln jetzt auch die letzten westlichen Apps und Online-Dienste vertreiben. Neue Vorschriften zum Sammeln und dem Export von Personendaten, aber auch zur Zensur und den Inhalten, die in Apps auftauchen dürfen, machen westlichen Anbietern das Leben schwer. Bald könnten auch westliche Autobauer davon betroffen sein.
Unsere zweite Analyse hat ebenfalls einen Tech-Schwerpunkt: Künstliche Intelligenz und Roboter, die Schweine klonen. Als Vegetarier stelle ich die sarkastische Frage: Was kann da schon schiefgehen? In China arbeiten Wissenschaftler an Verfahren, um Schweine voll automatisiert zu klonen, wie Frank Sieren berichtet. Die Roboter sollen genauer arbeiten als jeder Mensch es könnte. In der Volksrepublik könnte das Verfahren helfen, den Hunger nach Schweinefleisch zu stillen. China führt Hunderttausende Tonnen davon ein – auch aus Deutschland. Doch durch das Klonen werden die Tiere mehr denn je zur reinen Ware, statt als Lebewesen wahrgenommen zu werden.
Noch ein Hinweis: Am heutigen Mittwoch (22. Juni) um 11:30 Uhr deutscher Zeit haben wir wieder einen Table.Live-Talk auf Zoom. Diesmal spricht unser Redaktionsmitglied Felix Lee mit den Teilnehmern über „Chinas Rolle in Russlands Krieg“.
Nico Beckert

Analyse
Neue Datenregeln vertreiben westliche Apps
Nico Beckert
China ist für viele westliche App- und Software-Unternehmen seit jeher ein schwieriger Markt. Tech-Riesen wie Google, Facebook oder Twitter sind in der Volksrepublik nahezu bedeutungslos. In den letzten Wochen und Monaten haben sich weitere Unternehmen aus dem Markt zurückgezogen oder ändern ihr Geschäftsmodell. Nike zog eine Lauf-App mit mehr als acht Millionen Nutzern zurück. AirBnB bietet keine Übernachtungen im chinesischen Markt mehr an. Amazon zieht sein Angebot für E-Books zurück. Zuvor hatten schon LinkedIn und Yahoo wichtige Angebote beendet.
Weitere Rückzüge westlicher Anbieter erwartet
China verfolgt seit einigen Jahren eine neue Datenstrategie. Ende letzten Jahres sind zwei neue Gesetze in Kraft getreten, die auch westliche App- und Plattform-Unternehmen betreffen. Sie regulieren beispielsweise grenzüberschreitende Datenströme und den Schutz und die Weiterverarbeitung personenbezogener Daten (China.Table berichtete). US-amerikanische Social-Media-, App- und Online-Dienst-Anbieter sind von Chinas neuem Personal Information Protection Law (Pipl) besonders betroffen, sagt der Tech-Experte Kai von Carnap vom China-Think-Tank Merics. „Das PIPL erschwert den Export und die Sammlung personenbezogener Daten„, sagt von Carnap. Die Befolgung neuer Gesetze und Regeln sei mit sehr hohen Kosten verbunden. Neben anderen Faktoren wie der Covid-Pandemie und dem US-chinesischen Handelskrieg sei die neue Digitalstrategie Chinas die Hauptursache für den Rückzug westlicher App-Anbieter.
In naher Zukunft könnte es von Carnap zufolge zu weiteren Rückzügen aus dem chinesischen Markt kommen. „Die Vermutung liegt nahe, dass weitere amerikanische Plattformen folgen werden“, so der Merics-Experte. Und auch für deutsche Unternehmen wie die Autobauer könnten die neuen Datengesetze problematisch werden. Moderne Autos sammeln beispielsweise Daten über das Fahrverhalten der Fahrerinnen und Fahrer. Diese Datensammlung und -weiterverarbeitung gesetzeskonform zu gestalten werde eine große Herausforderung, so von Carnap. Zumal die neuen Gesetze einige Grauzonen enthalten. So ist beispielsweise nicht klar definiert, unter welchen Bedingungen „persönliche Daten“ aus China exportiert werden können oder was „Betreiber kritischer Infrastrukturen“ genau ausmacht – beide Begriffe finden sich in den neuen Gesetzen. „Viele Details sind noch unklar“, sagt von Carnap.
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