- Continental im Kreuzfeuer des Litauen-Streits
- Deutsche Firmen sorgen für gute Sozialpunkte
- Hongkong hat (kaum) gewählt
- Tschechiens Außenminister auf Anti-China-Kurs
- China soll 1.000 Schulen im Irak bauen
- EU erhebt Zölle auf Türme für Windkraftanlagen
- Windstrom wächst am schnellsten
- Standpunkt: Wie geht es bei Evergrande weiter?
- Zur Sprache: Sharenting
in der internationalen Politik können kleine Ereignisse zu großen Problemen heranwachsen. Erst unterschätzt die Regierung von Litauen, wie ernst China schon kleine Provokationen mit Taiwan-Bezug nimmt. Nun herrscht Aufregung in der Autobranche und in der Bundesregierung. China verweigert die Einfuhr von Teilen des großen Zulieferers Continental, wenn sie Komponenten aus Litauen enthalten. Dort stellt Conti Elektronik für smarte Fahrzeuge her.
Peking rächt sich also am großen EU-Land Deutschland für die Kränkung durch das kleine EU-Land Litauen. Das war zu befürchten: China lässt keinen staatlichen Akt durchgehen, der auf Akzeptanz von Taiwan hindeutet. Da Litauen selbst sich von wirtschaftlichem Druck nur wenig beeindruckt zeigte, hat Peking den Vorgang auf eine andere Ebene gehoben.
Nun steht die Bundesregierung vor der schweren Aufgabe, eine angemessene Antwort zu formulieren. Einen Handels-Angriff auf Conti kann sie nicht einfach hinnehmen. Sie will aber auch nicht voreilig und ungeplant in eine Konfrontation mit China hineinrutschen. Für die wenig praxiserfahrenen Spitzen des Wirtschafts- und des Außenministeriums wird das ein erster Test ihrer Geschicklichkeit.
Trotz allen Ansprüchen an eine neue, durchsetzungsfähige China-Politik: Das Ziel sollte jetzt auch sein, die Autobranche in einer ohnehin schwierigen Lage vor der Eskalation einer Provinzposse zu schützen. Sie braucht ihre Kraft für die Transformation hin zu neuen Antriebsformen – gemeinsam, in allen Wirtschaftsräumen.
Finn Mayer-Kuckuk

Analyse
Attacke auf Continental: Der Litauen-Streit ist in Deutschland angekommen
Was als Posse um einen baltischen Staat begonnen hat, wird zu einem handfesten Handelskonflikt zwischen Deutschland und China. Der Autozulieferer Continental und mindestens ein weiteres deutsches Unternehmen dürfen schon bald keine Teile mehr nach China einführen, die Vorprodukte aus Litauen enthalten. Das erfuhr China.Table aus Industriekreisen. Auch wenn die Akteure vordergründig noch versuchen, Ruhe auszustrahlen, ringen Wirtschaft und Politik hinter den Kulissen hektisch um die angemessene Reaktion. Es ist schließlich das erste Mal, dass Peking die deutsche Automobilbranche so direkt in einen Handelsstreit hineinzieht. Auslöser des Konflikts war die Gründung eines Taiwan-Büros in Vilnius (China.Table berichtete).
Verbände und Kammern suchen zudem derzeit nach den richtigen Formulierungen, um China zu kritisieren, ohne sich selbst zu sehr in die Schusslinie zu bringen. Offiziell kommentieren derzeit weder Conti noch die Regierungen die Berichte. VW teilte China.Table mit, man beobachte die Lage sehr genau.
Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) warf Peking ein „verheerendes Eigentor“ vor (China.Table berichtete). „Die jüngsten Maßnahmen Chinas gegen Litauen entfalten die Wirkung eines Handelsboykotts mit Auswirkungen auf die ganze EU“, klagte der BDI in einer Botschaft in Richtung der chinesischen Regierung. „Betroffen sind auch Einfuhren aus China, die in deutschen Produktionsniederlassungen in Litauen benötigt werden, und Ausfuhren aus Deutschland nach China, die litauische Komponenten enthalten“ Das Vorgehen zeige, dass China bereit sei, sich von „politisch unliebsamen Partnern ökonomisch zu entkoppeln“. Die Handelskammer in Peking wandte sich mit einer ähnlichen Argumentation in einem Brief an das chinesische Handelsministerium.
- Ampel-Koalition
- Auto
- Deutschland
- Geopolitik
- Handel
- Litauen
Jetzt weiterlesen
… und 30 Tage kostenlos dieses Professional Briefing kennenlernen.
Sie sind bereits Gast am China.Table? Jetzt einloggen