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Liebe Leserin, lieber Leser,
die Volksrepublik China ist auch für die katholische Kirche ein großer Markt. Und wie deutsche CEOs klagen auch die Geistlichen über mangelnden Marktzugang und staatliche Eingriffe in ihr Kerngeschäft. Sie verhält sich sogar ähnlich wie Daimler und Co., indem sie Zugeständnisse an die Pekinger Führung macht, die sie in anderen Märkten entschieden ablehnen würde. Im Gegensatz zu den Unternehmen wird ihr aber seltsamerweise zugestanden, dass sie ihre Werte preisgibt.
Die Konzerne dagegen bekommen vorgeworfen, dass sie ihren Kotau vor China seit Jahren schönreden. Vielleicht liegt es daran, dass in ihren Führungszirkeln keine Heiligen sitzen? Wer weiß das schon. Wir jedenfalls befassen uns heute mit beiden Religionen: Katholizismus und Wirtschaft. Fabian Peltsch hat mit Kirchenleuten und -kennern in Hongkong gesprochen, um herauszufinden, ob die zunehmend autoritäre Hand dort bald auch die Gläubigen ans Kreuz nageln wird. Unser Gastautor Thorsten Benner liest derweil den China-Managern die Leviten.
Verpassen sollten Sie auch nicht, was der Digital-Kritiker Peter Ganten im Interview über die Gefahren von Software und autoritären Systemen zu sagen hat. Man könnte auf die Idee kommen, dass Totalitarismus und Digitalisierung keine erstrebenswerte Kombination bilden. Wenn Sie es schon wussten, dann sagen Sie es unbedingt weiter. Noch bleibt Zeit, unsere Demokratie und Freiheit vor dem Totalschaden zu bewahren. Und dafür müssen wir nicht einmal Mitglied der katholischen Kirche sein.
Analyse
Hongkongs päpstlicher Brückenbauer
Monatelang hatte Stephen Chow Sau-yan im Gebet mit sich gerungen, ehe er den Posten des Bischofs von Hongkong annahm. „Ich fühlte mich nicht berufen“, erklärte der 62-Jährige in einer Pressekonferenz. Am Ende war es ein handgeschriebener Brief von Papst Franziskus, der den Jesuiten überzeugte. „Der Heilige Vater schrieb mir, er glaube, dass ich der Bischof sein soll. Für mich war das ein Zeichen.“
Der in Hongkong geborene und in den USA zum Psychologen ausgebildete Kleriker hat nun die schwierige Aufgabe, „zwischen der Regierung und der Kirche in Hongkong sowie zwischen Katholiken und Christen anderer Konfessionen und Religionen“ vermitteln zu müssen, wie er in seiner Antrittsrede im Dezember sagte. Gut zwölf Prozent der Bürger der Stadt bekennen sich zum Christentum. Schulen, Universitäten und soziale Einrichtungen haben oft einen christlichen Hintergrund.
Die politischen Tumulte in Hongkong haben tiefe Risse in der christlichen Gemeinde hinterlassen. „Die politische Situation sorgt bei den Christen für große Unsicherheit“, sagt Pastor Tim Buechsel im Gespräch mit China.Table. Der Deutsch-Amerikaner ist seit 2018 für die Vine Church im Wanchai-Distrikt tätig. Viele Gemeindemitglieder hätten die Flucht aus der Stadt ergriffen. Die Vine Church zählte Ende 2019 noch 2.500 Mitglieder. Jetzt sind es nur noch 1.300. Nicht wenige fürchten, dass sie mit wachsendem Einfluss der Kommunistischen Partei Chinas ihren Glauben in Zukunft nicht mehr frei leben können.
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