- Verweichlichte Jugend? China debattiert über das Bild des Mannes
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die nicht abreißende öffentliche Kritik am europäisch-chinesischen Investitionsabkommen CAI veranlasst Peking offenbar zu vertrauensbildenden Maßnahmen. Die chinesische Regierung wolle sich für die „Förderung der Liberalisierung und Erleichterung von Handel und Investitionen einsetzen“, ließ Premierminister Li Keqiang am Freitag dreißig hochrangige Vertreter europäischer Konzerne bei einem virtuellen Treffen wissen. Alle Seiten sollten sich dazu „auf halbem Weg“ treffen. Wer den Worten des Premiers zuhörte, ließ das Außenministerium nach dem Treffen auszugsweise auch gleich wissen: Volvo, Airbus, JCDecaux, AstraZeneca, L’Oreal, BASF und SAP – die Creme de la Creme der europäischen Wirtschaft. So sendet man über Bande Botschaften an die Verhandlungspartner in Brüssel.
Und ganz direkt geht das so: Kein geringerer als Zhang Ming sprach dieser Tage direkt vor den Mitgliedern des Ausschusses für internationalen Handel des Europaparlaments. Der chinesische EU-Botschafter, erinnern sich Teilnehmer der internen Ausschusssitzung, habe mit „großen Worten“ versprochen, dass sich Peking an alle im CAI festgeschriebenen Verpflichtungen halten und die umstrittenen ILO-Vorgaben zu Zwangsarbeit voranbringen wolle.
Ob der Reigen solch freundlicher Botschaften beim morgigen Treffen der 17 mittel- und osteuropäischen Staaten und China (17+1-Format) fortgesetzt wird, ist allerdings fraglich. Amelie Richter hat hinter die Kulissen der Gipfeldiplomatie geschaut – und dort vor allem Verstimmung beobachtet.
Antje Sirleschtov

Presseschau
Analyse
China debattiert über das Bild des Mannes
Ist der Mann in China zu verweichlicht? Das ist das Thema einer Debatte in der Gesellschaft, die immer weitere Kreise zieht. Konservative Politiker fordern, sich einem angeblichen Trend zur „Feminisierung“ junger Männer entgegenstellen. Das Bildungsministerium hat nun erst einmal mit einer grundsätzlich harmlosen Verordnung reagiert: Es stärkt landesweit den Sportunterricht.
In einer Umfrage des Nachrichtenportals Phoenix sind jedoch 64 Prozent der Teilnehmer der Meinung, die männliche Jugend des Landes benötige „maskuline Ertüchtigung„. Etwas Besorgnis weckt dann die Frage in der gleichen Umfragen, ob Chinas Jugend einer „Heterosexualisierung“ bedürfe. Mehr als die Hälfte der Befragten stimmte dem zu, nur 30 Prozent lehnte diesen Gedanken klar ab. Das ist zwar nur die Umfrage eines Portals, doch sie beruht immerhin auf einer Million Teilnehmer. Die Berichterstattung in chinesischen Medien zeigt, entlang welcher Linien die Diskussion läuft. Sie dreht sich vor allem um den Begriff „yanggang“ (阳刚), der sich aus dem Schriftzeichen für „männlich“ (bekannt von Yin und Yang“) und dem für „hart, stark, kräftig“ zusammensetzt. Die Staatsmedien versuchen unterdessen die Debatte herunterzukochen. Bei „Maskulinität“ gehe es einfach nur um physische Gesundheit, kommentierte die Nachrichtenagentur Xinhua.
Der Wirtschaftsboss Si Zefu hat die Debatte im vergangenen Mai durch einen politischen Vorstoß ausgelöst. Si ist Chef des Versorgungsunternehmens Dongfang Electric. In seiner Funktion als Abgeordneter der Politischen Konsultativkonferenz des Chinesischen Volkes hatte er eine „Krise der Männlichkeit“ diagnostiziert. In einer Beschlussvorlage behauptete er, Chinas männliche Jugendliche seien „verweichlicht, schüchtern und feige“. Die „weibische“ Generation von jungen Männer sei nun eine „Gefahr für den Fortbestand des chinesischen Volkes“.
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