- Unmut unter europäischen Firmen wächst
- Hongkong wählt neuen Regierungschef
- Termine der kommenden Woche
- SEC droht chinesischen Unternehmen
- Hikvision im Fokus der USA
- BMW profitiert von Übernahme
- Aktivisten fordern Verschiebung von Bachelet-Besuch
- Im Portrait: Kristin Shi-Kupfer – China-Beobachterin der Universität Trier
über Jahre bis gar Jahrzehnte war das China-Geschäft für deutsche Manager fast zu gut, um wahr zu sein. Die Volksrepublik hat sich in den letzten Jahrzehnten zum Top-Absatzmarkt und Produktionsstandorte deutscher Industrie-Unternehmen entwickelt. Die Bilanzen sähen ohne die satten Gewinne aus dem Fernen Osten oft mager aus.
Doch der China-Traum droht sich zum China-Trauma zu entwickeln. Besonders die Null-Covid-Politik macht den Firmen zu schaffen. Für drei von vier befragten Unternehmen hat Chinas Attraktivität als Investitionsziel abgenommen, berichtet Christiane Kühl über eine neue Umfrage der EU-Handelskammer in China. Jedes vierte Unternehmen überlegt laut eigenen Angaben, Investitionen aus China abzuziehen. Doch ist ein großer Exodus wirklich realistisch, wenn teilweise 30 bis 40 Prozent der Umsätze in der Volksrepublik erwirtschaftet werden?
In Hongkong wird am Wochenende ein neuer Regierungschef gewählt. Der Sieg des Peking-freundlichen Kandidaten John Lee gilt als sicher. Schließlich gibt es keinen Gegenkandidaten und es sind auch nicht die Bürger, die wählen dürfen. Marcel Grzanna stellt den ehemaligen Polizisten vor: Er gilt als „emotionslose Maschine“, als Technokrat, der Effizienz schaffen möchte und Hongkong weiter in einen Polizeistaat verwandeln wird.
Wir wünschen Ihnen ein entspanntes Wochenende!
Nico Beckert

Analyse
Null-Covid: Europas Firmen drohen mit Abwanderung

Christiane Kühl
Im Jahr 2021 litt der Rest der Welt unter der Corona-Pandemie, während China sich bereits erholte. Doch nun ist es umgekehrt. In vielen Staaten gibt es Lockerungen, während China gerade in der Omikron-Welle versinkt. Die Wirtschaft leidet unter den Lockdowns, die Ungewissheit ist groß. Es sei gut möglich, dass China als letztes Land der Welt aus der Corona-Pandemie herausfindet, sagte Jörg Wuttke, Präsident der EU-Handelskammer in China (EUCCC), am Donnerstag in Peking bei der Präsentation einer Blitzumfrage zur chinesischen Covid-Politik.

Es ist eine ernüchternde Erkenntnis. Wuttke betonte, dass er vorerst nicht mit einem Ende der chinesischen Null-Covid-Politik rechnet. Die Umfrage zeigt, dass praktisch alle europäischen Unternehmen von dieser betroffen sind – und das in einem enormen Ausmaß:
- Für drei Viertel der Befragten haben sich die Corona-Maßnahmen negativ auf ihren Gesamtbetrieb ausgewirkt.
- 92 Prozent melden gestörte Lieferketten. 85 Prozent haben Schwierigkeiten beim Zugang zu Rohstoffen oder Komponenten.
- 89 Prozent haben Schwierigkeiten, erworbene Rohstoffe oder Komponenten zu ihren Werken zu transportieren. Beim Vertrieb ein ähnliches Bild: 87 Prozent haben Schwierigkeiten, ihre fertigen Produkte innerhalb Chinas auszuliefern, und 83 Prozent haben Schwierigkeiten beim Export in den Rest der Welt.
- Auch auf die Logistik und Lagerhaltung, Geschäftsreisen sowie bei Geschäftskontakten haben mehr als 90 Prozent der befragten Unternehmen negative Folgen der Covid-Politik ausgemacht.
Da ist es kein Wunder, dass für 77 Prozent Chinas Attraktivität als Investitionsziel abgenommen hat. In den Branchen Bildung, Luftfahrt, Primärenergie oder Rohstoffe waren es sogar volle 100 Prozent – also alle Unternehmen, die auf die Umfrage geantwortet haben.
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