Rudolf Scharping: Chinas soziale Fortschritte anerkennen
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Liebe Leserin, lieber Leser,
die Realität in den festlandchinesischen Wirtschaftszentren entspricht nicht dem Bild, das Handelskrieg, Sanktionen und berechtigte Kritik an Menschenrechtsverletzungen suggerieren: Das sagt uns Rudolf Scharping in der neuen Ausgabe unseres CEO-Talks mit Frank Sieren. Deutsche Firmen vor Ort erwarten weiterhin sehr gute Geschäfte in dem Wachstumsmarkt. Scharping kennt die Lage im Land derzeit besonders gut: Trotz Pandemie verbringt er viel Zeit in der Volksrepublik, wo er eine Unternehmensberatung betreibt und daher entsprechend gute Kontakte unterhält. Er blickt mit erfrischendem Optimismus sowohl auf die internationalen Beziehungen als auch auf das Leben und Wirtschaften in China.
Einen echten Hemmschuh für ihre Geschäfte sehen Industrieunternehmen derzeit eher in der Verfügbarkeit von Zulieferteilen und günstigen Rohstoffen. Am Schnittpunkt beider Probleme setzt eine Initiative an, über die Christiane Kühl berichtet: China will sich von Chemieimporten für die Halbleiterproduktion unabhängig machen. Viele der nötigen Substanzen für die Herstellung von Chips kommen aus den USA, Japan oder Europa. Der Reflex, hier eigenständiger zu werden, ist verständlich. Doch Nachricht dieser Art bestätigen immer wieder den Trend zur Entkopplung der Volkswirtschaften. Also genau das wovor Scharping im Interview warnt.
Einen produktiven Start in die Woche wünscht
Ihr
Finn Mayer-Kuckuk
CEO-Talk
„Die Welt technologisch zu spalten, macht nur Ideologen glücklich“
https://www.youtube.com/watch?v=C0PIfXX7iEg
Kein anderer deutscher Ex-Politiker engagiert sich intensiver in China als Rudolf Scharping. Im Gespräch mit Frank Sieren plädiert Scharping für einen „an unsere Werte gebundenen Realismus“ im Umgang mit dem Land. Es folge nicht mehr sklavisch dem Marxismus-Leninismus und habe enorme soziale Fortschritte erzielt. Zugleich werde keine der globalen Herausforderungen ohne China befriedigend gelöst. Scharping fordert daher eine zügige Ratifizierung des EU-Investitionsabkommens CAI mit der Volksrepublik.
Der ehemalige SPD-Parteivorsitzende und Verteidigungsminister Rudolf Scharping (73)hat seit seiner Zeit im Kabinett Gerhard Schröder eine erfolgreiche Beratungsfirma mit Schwerpunkt China aufgebaut: die Rudolf Scharping Strategie, Beratung und Kommunikation AG (RSBK). Er veranstaltet jährlich einen hochkarätigen Chinakongress, der näher an den Unternehmen dran sein will als der Hamburg Summit. Auch in Zeiten von Corona-Quarantäne verbringt Scharping viel Zeit in China – zuletzt wieder vier Monate. Sie können sich die Langfassung unseres CEO-Talks auch im Video ansehen.
Wir stecken ja im Moment in einer schwierigen politischen Lage zwischen Europa und China. Was läuft da schief?
Läuft wirklich etwas schief? Also, die Beziehungen sind grundsätzlich sehr gut, haben ein sehr stabiles Fundament und auch eine sehr gute Perspektive. Man sollte sich von den Aufgeregtheiten der Tagespolitik nicht zu sehr beeinflussen lassen. Die große Richtung lautet Kooperation und marktwirtschaftlicher Wettbewerb. Auch, wenn es zum Teil harte Diskussionen über Sanktionen, Menschenrechte oder die Ratifizierung des Investitionsabkommens gibt. Natürlich muss man das alles diskutieren. Die Frage ist jedoch wo, durch wen und in welchem Zusammenhang.
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