- CEO-Talk: Matthias Schroeder zu Justiz und Datenschutz
- Algorithmen strenger reguliert als in der EU
- Mögliches Verbot von US-Börsengängen
- Zulassung von Biontech bewusst verzögert?
- EU arbeitet an Vorschriften für Beschaffung
- ARM entwickelt eigenes Computersystem
- Peking weist US-Bericht zu Corona zurück
- Standpunkt: Krieg zwischen USA und China ist vermeidbar
das Verhältnis des Einzelnen zur Justiz ist eine wesentliche Dimension jeder Gesellschaft. Der Anwalt Matthias Schroeder blickt hier als Insider auf die Lage in China. Er ist in Peking geboren und praktiziert dort heute Recht. Schroeder sieht ein System, das die meisten chinesischen Bürgerinnen und Bürger als völlig ausreichend empfinden. Der Kanzleigründer erkennt zwar auch die Schwächen der aktuellen Rechtsordnung. Doch die politische Einflussnahme ist in den meisten Streitfragen minimal. Von der gefürchteten Unrechtsjustiz sind vor allem die wenigen politisch Engagierten betroffen. In unserem CEO-Talk beschreibt Schroeder, warum die in China sozialisierte Mehrheit daher grundsätzlich zufrieden ist mit der Justiz, die sie vorfindet. Das Rechtswesen ist auch bereits viel höher entwickelt als eine Generation zuvor.
Doch die ständige Fortentwicklung des Rechts bringt der Kommunistischen Partei auch neue Herausforderungen. Sie verändert das Denken und schraubt die Ansprüche herauf. Ein Beispiel ist hier das neue Datenschutzgesetz. Es schreibt im Detail vor, was die Industrie mit den Daten der Kunden machen darf, oder besser: nicht mehr machen darf. Es ist von hier jedoch nur ein kleiner Schritt zu der Frage, was der Staat eigentlich mit Daten der Bürger und Bürgerinnen macht. „Der Geist ist aus der Flasche“, sagt Schroeder.
Chinas Datenschutz überholt in der kommerziellen Sphäre nun nach Ansicht vieler Experten sogar den in der EU und USA. Die Regierung scheut sich eben nicht, hart reinzugrätschen. In einer Analyse sehen wir uns heute die laufende Regulierung der Algorithmen an. In China sollen Bürger künftig abrufen können, welche Datenpunkte und Einschätzungen zu ihren Vorlieben bei den Dienstleistern vorliegen. Dieses Recht würde sich so mancher auch in Deutschland gegenüber Google, Amazon und Facebook wünschen.
Einen guten Start in die Woche wünscht
Finn Mayer-Kuckuk

CEO-Talk
„Beim Datenschutz ist der Geist aus der Flasche“

Matthias Schroeder ist Drilling und dennoch ziemlich einmalig: Ein deutscher Anwalt, der in Peking geboren und überwiegend dort aufgewachsen ist. Der Grund dafür ist einfach. Die Eltern des 46-Jährigen waren ostdeutsche Diplomaten. Sie haben in den 70er-Jahren mit George Bush und seiner Frau Barbara in Peking Tennis gespielt. Denn der ehemalige US-Präsident war damals inoffizieller US-Botschafter dort. Schroeder ist sein ganzes Leben lang geblieben – als einziger der drei Brüder.
Der 1,97 Meter große, sportliche Anwalt hat in Kapstadt und Berlin Jura studiert und sich nach der einen oder anderen Zwischenstation in China mit einer eigenen Kanzlei in Peking als Experte für chinesisches Recht selbstständig gemacht: Ding Schroeder & Partner. Auch die Website Law-China.de gehört ihm. Außerhalb des Berufs engagiert er sich im Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Schnelllesen, außerdem ist er Fitness-Trainer. Schroeder ist auch der einzige deutsche Anwalt in China, der vor Gericht auftritt. Kurz: Schroeder weiß, wie Recht in China geht.
Herr Schroeder, ist China ein Rechtsstaat?
- Datenschutz
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