- Konkrete Berichte von Zwangsarbeit in Xinjiang
- Politischer Missbrauch von Corona-Maßnahmen
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- Milliarden Bürger-Daten von Sicherheitsamt abgesaugt
- Xi Jinpings Gedanken zu „ein Land, zwei Systeme“
- Papst hofft auf Erneuerung von China-Abkommen
- Wegen Menschenrechten: Chinas Ansehen in der Welt leidet
- Ifo sieht gefährliche Rohstoff-Abhängigkeit
- Portrait: Li Cheng wehrt sich gegen Diskriminierung
Liebe Leserin, lieber Leser,
eine exklusive Umfrage von China.Table beim Marktforschungsinstitut Civey hat gezeigt, dass die Mehrheit von Kundinnen und Kunden Waren aus Zwangsarbeit ablehnen. Die Politik versucht, mit Lieferketten-Gesetzen gegen die Zwangsarbeit vorzugehen, so zum Beispiel Deutschland oder die EU. In den USA ist jüngst ein Einfuhrverbot von Produkten aus Xinjiang in Kraft getreten, da dort davon ausgegangen wird, dass diese unter Zwang von Uiguren hergestellt wurden.
In unserer heutigen Ausgabe geht es nun um die Herstellung jener Waren: Marcel Grzanna hat mit Menschen gesprochen, die in chinesischen Fabriken unter Zwang arbeiten mussten. Wer vom Schicksal von Gulzira Auyelkhan liest, erkennt, wie weit das System reicht: Es geht um willkürliche Verhaftungen, um Stromrechnungen für Mitarbeiter und um Kredite, bei denen Menschen zwar nie das Geld erhalten haben, aber dennoch riesige Schulden abarbeiten müssen. Am Ende bleibt ein kümmerlicher Lohn für viel harte Arbeit: rund 15 Euro im Monat.
Währenddessen sinkt das Ansehen der KP Chinas im eigenen Land: Vor allem seit dem chaotischen Lockdown in Shanghai sinkt das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die chinesische Regierung und ihre Null-Covid-Pandemiebekämpfung. An einigen Stellen sollen die Corona-Apps sogar missbraucht worden sein, um Proteste zu verhindern, schreibt unsere Autorin Christiane Kühl. Auch bei den lokalen Kadern steigt der Frust. Bis diese Wunden geheilt sind, könnte es noch eine Weile dauern.
Wir wünschen Ihnen ein gutes Wochenende.
Analyse
Zu Krediten genötigt, zur Arbeit gezwungen
Wer Hunger hatte, durfte sich an gekochtem Reis satt essen – geschmacklos, ohne Beilagen, wenig Nährstoffe. Doch in der Weberei des Textilindustrieparks im Landkreis Yining im Nordwesten Xinjiangs an der Grenze zu Kasachstan bot die Küche auch Alternativen. Gefüllte Teigtaschen zum Beispiel mit Gemüse, dazu leckere Soßen – allerdings nur gegen Bezahlung. Ähnlich wie in der Kantine eines deutschen Unternehmens, könnte man meinen.
Doch die Arbeiterinnen im Industriepark Yining können sich die anständigen Mahlzeiten nicht leisten. Der Lohn, der der ehemaligen Mitarbeiterin Gulzira Auyelkhan seinerzeit zugesagt wurde, betrug 600 Yuan pro Monat, damals rund 75 Euro. Das sind fast 1.000 Yuan weniger als der gesetzlichen Mindestlohn in der Region. Selbst im abgelegenen Yining sind 75 Euro für einen Monat Arbeit sehr dürftig. Auf die Teigtaschen musste Gulzira Auyelkhan deshalb verzichten.
Die Kasachin nähte von morgens bis abends Lammfell-Handschuhe. Sie machte die schlecht bezahlte Arbeit nicht freiwillig. Sie sei von chinesischen Behörden dazu gezwungen worden, sagt sie im Gespräch mit China.Table. Heute lebt sie am Stadtrand von Washington. Die USA gewährten ihr politisches Asyl. Sie gehört zu jenen Geflüchteten, die dem US-Senat später über die Menschenrechtsverbrechen in Xinjiang öffentlich Auskunft gaben.
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