- Fragen um die chinesische Kriegsberichterstattung
- Unwort „Krieg“ in chinesischen Medien
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- Hongkong droht mit Haft auf Basis des Sicherheitsgesetzes
- ICT bestätigt Tod des tibetischen Künstlers Norbu
- Standpunkt: Schriftsteller Liao Yiwu zu Krieg und Diktaturen
im Jahr 2010 saß ich in Chengdu bei einem chinesischen Schriftsteller auf der Couch seines Wohnzimmers und hörte zu, wie er auf einer tibetischen Flöte spielte. Er erzählte von seinen Erfahrungen aus chinesischen Gefängnissen, in denen er jahrelang eingesessen hatte, von der Ächtung durch den chinesischen Staat wegen seiner Texte und seines politisches Engagements. Er wirkte damals desillusioniert, geradzu aparthisch.
Durch ihn wurde die zerstörerische Kraft sichtbar, die Diktaturen gnadenlos anwenden, wenn sie Menschen dafür bestrafen, dass die den Staat kritisieren. Er bot ein trauriges Bild, scheinbar all seiner Kraft beraubt, für Bürger- und Menschenrechte zu kämpfen.
Dass der Eindruck täuschte, stellte sich in den Jahren danach hinaus, nachdem ihm die Flucht aus China nach Deutschland gelungen war, wo er seit 2011 im Exil lebt. Seine Schaffenskraft blühte auf und sein Widerstand gegen Diktaturen erfuhr in Romanen und Essays einen zweiten Frühling.
Heute teilt Liao Yiwu im China.Table mit uns seine Ansichten zum Krieg in der Ukraine und zur Gefahr, die von Staatschefs wie Xi Jinping und Wladimir Putin für die Welt ausgeht. Er fordert uns auf, nicht zurückzuweichen. Das hat er selbst auch nie getan.
Marcel Grzanna

Analyse
Klare Regeln für Chinas Medien in der Ukraine
Amelie Richter
In den deutschen Medien ist Russlands Krieg in der Ukraine ein Dauerthema. Ganz anders sieht das in China aus. Dort spielt der Krieg medial eine viel kleinere Rolle. Was dort an Video-Aufnahmen und Bildern gezeigt wird, ist streng kuratiert. Berichterstattung von chinesischen Journalisten und Journalistinnen von vor Ort gibt es nur vereinzelt. Zudem müssen sich die Journalisten an strenge Regeln halten.
Für ihre Berichterstattung gibt es gewisse Vorgaben, erklärt eine Journalistin im Gespräch mit China.Table. Begriffe wie „Invasion“ dürften nicht verwendet werden. Die 33-Jährige arbeitet in Europa für chinesische Medien. Ihre Arbeit hat sie auch an die Grenze zu Polen geführt, von wo aus sie über das Schicksal ukrainischer Flüchtlinge berichtete. „Zu viel Empathie und zu viel Leid der geflohenen Menschen soll eigentlich nicht gezeigt werden“, sagt sie über die Berichte in chinesischen Staatsmedien. Sie selbst sei überrascht gewesen, dass sie während des Einsatzes an der Grenze so viele Berichte über Geflohene machen sollte und teilweise in einer Weise berichten durfte, die sie selbst als „Putin-kritisch“ bezeichnet.
Chinesen wissen, was in der Ukraine passiert
„Es gibt Berichte darüber, wie schlimm die Situation ist“, betont die Journalistin. Viele in China informierten sich mittlerweile nicht mehr nur über staatliche Fernsehsender oder Zeitungen, sondern in den sozialen Medien oder auf Blogs freier Journalisten. Natürlich würden die Informationen stark kontrolliert und zensiert – die Menschen wüssten aber durchaus, was in der Ukraine passiere, glaubt die Journalistin, die seit mehreren Jahren in Deutschland lebt.
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