- Ballon aus China wirft lange Schatten
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auch in China kennt man das Lied „99 Luftballons“, mit dem Nena auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges einen internationalen Hit landete. Im Songtext lösen umherfliegende Luftballons einen militärischen Super-GAU aus, der die Welt in Trümmern legt. Das am Samstag abgeschossene Flugobjekt, von dem Peking behauptet, dass es sich lediglich um einen verirrten Wetterballon handelte, hat ebenfalls bereits geopolitische Sprengkraft entwickelt. US-Außenminister Antony Blinken sagte kurzerhand seinen China-Besuch ab, der eigentlich Tauwetter zwischen den Großmächten signalisieren sollte.
Peking gibt sich brüskiert und wirft Washington Säbelrasseln vor. Doch welche Tragweite hat der Fall um den mutmaßlichen Spionageballon wirklich? Handelt es sich am Ende doch nur um sprichwörtlich heiße Luft? Oder ist in den ohnehin angespannten Beziehungen zwischen den USA und China damit eine weitere Eskalationsspirale in Gang gesetzt worden, ähnlich dramatisch wie damals nach der Bombardierung der chinesischen Botschaft in Belgrad anno 1999? Finn Mayer-Kuckuk analysiert den Zwischenfall und gibt Antworten auf die drängendsten Fragen.
Chinas Netzgemeinde beschäftigt sich ebenfalls intensiv mit dem vom Kurs geratenen Ballon. Viele vergleichen den weißen Flugkörper ironisch mit der aus der Umlaufbahn katapultierten Erde im Blockbuster „The Wandering Earth 2“, der sich in China gerade zu einem der erfolgreichsten Filme aller Zeiten entwickelt. Andere werfen den USA Schikane vor, um die Beziehungen zwischen den beiden Ländern gezielt zu verschlechtern. Die Staatsmedien sind derweil noch recht zurückhaltend. Vielleicht ahnt Peking, dass es der eigenen Bevölkerung weit schnellere und schärfere Maßnahmen präsentieren müsste, sollte einmal ein US-Ballon in chinesisches Territorium eindringen. Erstmal den Ball flach halten, scheint momentan die Devise. Propagandistisch aufblähen kann man ihn später immer noch.
Wir wünschen Ihnen einen guten Start in die neue Woche!
Fabian Peltsch

Analyse
Nach dem Abschuss entweicht viel heiße Luft

Die US-Luftwaffe hat den chinesischen Beobachtungsballon, der in den vergangenen Tagen die Öffentlichkeit beschäftigt hat, zwar abgeschossen. Doch der Fall wird das Verhältnis der beiden Supermächte auf absehbare Zeit bestimmen. Dass US-Außenminister Antony Blinken einen geplanten Besuch in China vorerst abgesagt hat, verheißt kurzfristig nichts Gutes für die Entwicklung des Dialogs zwischen den beiden Staaten.
Dabei hatte der persönliche Austausch nach der Corona-Öffnung gerade erst wieder begonnen. Jetzt gibt es erst einmal einen Schlagabtausch, in dem beide Seiten sich der Lüge bezichtigen. Es herrscht jedoch in einigen Punkten Einigkeit:
- Der Ballon stammt aus China,
- er ist rund 9.000 Kilometer in Höhenwinden bis über US-Territorium gedriftet und
- er trägt Sensoren und Messinstrumente.
Die Unterschiede ergeben sich aus der Frage, welche Mission der Ballon hatte.
- Geopolitik
- Joe Biden
- KP China
- Spionage
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