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in den letzten Wochen des alten Jahres war vermehrt von Pekings Charmeoffensive gegenüber dem Westen die Rede. Schließlich hatte Xi Jinping beim G20-Gipfel in Bali einen weicheren Ton angeschlagen. Das neue außenpolitische Aushängeschild Pekings war für die Optimisten dann wahrscheinlich ein Schock: Qin Gang wird neuer Außenminister. Der Wolfskrieger ist nicht unbedingt für diplomatische Töne bekannt.
Auf Twitter hat sich Qin bereits aus den USA verabschiedet, wo er seit Juli 2021 als Botschafter im Einsatz war. Er bedankte sich unter anderem beim US-amerikanischen Volk für die freundlichen Begegnungen im Land. Auf den letzten Metern als Botschafter veröffentlichte Qin auch einen Text, der Einblick in seine – und die Pekinger – Sicht der Weltlage gibt. Michael Radunski hat sich das Stück genauer angesehen und liest zwischen Qins geschriebenen Zeilen.
Das diplomatische Jahr zwischen Brüssel und Peking startet mit Verstimmung: Der Krisenstab der EU-Kommission hat sich für verpflichtende Covid-Tests für Reisende vor Abflug aus China in allen Mitgliedsstaaten ausgesprochen. Ob diese eingeführt werden, obliegt nun den EU-Ländern selbst. Das chinesische Außenministerium hatte jedoch bereits anklingen lassen, dass dem Schritt mit Gegenmaßnahmen begegnet werden könnte. Nach drei Jahren der absurdesten Quarantäne-Vorgaben, Zwangstests, Willkür und Kontroll-Apps bei Einreise nach China lässt sich die Kritik aus Peking nur schwer ernst nehmen.
2023 hält neben dem Umgang mit der Corona-Pandemie aber noch weitere potenzielle Streitthemen für die EU und China bereit – aber vielleicht auch eine Versöhnung in Sachen CAI? Wir geben Ihnen einen Überblick über anstehende Themen in der ersten Jahreshälfte.
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Amelie Richter

Analyse
Qin Gang – Wie Chinas neuer Außenminister die Welt sieht

Michael Radunski
Kurz vor seiner Abreise aus Washington hat Qin Gang 秦刚 noch einen Essay geschrieben. Der Titel: Wie China die Welt sieht. Es ist kein Abschiedsgeschenk des chinesischen Botschafters in den USA, sondern vielmehr eine Ankündigung. Denn Qin Gang ist inzwischen zu Chinas neuem Außenminister aufgestiegen (China.Table berichtete). Und so lohnt es sich, etwas genauer auf den Text des Essays zu schauen. Denn zwischen blumigen Formulierungen wird in der Tat sichtbar, wie China auf die aktuellen internationalen Konflikte blickt.
Auf den ersten Blick erscheint Qins Essay in der US-Zeitschrift „The National Interest“ wie das Paradestück eines Karrierediplomaten. Er lobt Chinas Aufstieg als einen Gewinn für den Frieden auf der Welt und wirbt für mehr Zusammenarbeit aller Staaten zum Wohle der Menschheit. Immer wieder werden den Lesern die Begrifflichkeiten der chinesischen Führung um Präsident Xi Jinping vorgetragen: von Win-win-Situationen über gegenseitigem Respekt bis hin zu blumigen Formulierungen wie der „Gemeinschaft mit einer gemeinsamen Zukunft für die Menschheit“.
Qin benennt die Krisen der Welt
Doch der 56 Jahre alte Qin ist ein erfahrener Parteikader. Er weiß, dass Blumiges nicht ausreicht – und so geht Chinas neuer Außenminister keiner aktuellen Krisen aus dem Weg. Genau an jenen Stellen lohnt es sich nicht nur auf Qins Worte, sondern vor allem auf seine möglichen Gedanken zwischen den Zeilen zu schauen.
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