China
Aufstand bei Foxconn + China-Strategien im Vergleich
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Bilder aus der Foxconn-Fabrik in Zhengzhou erinnern an Revolutions- oder Bürgerkriegsszenen: blutüberströmte Gesichter, niedergerissene Barrieren, Tränengaswolken und Wasserwerfer, die die Menschen von der Straße spülen. Sowohl in der Nacht als auch bei Tag kam es gestern zu tumulthaften Szenen rund um das größte Werk des Apple-Zulieferers, das mit seinen rund 200.000 Mitarbeitern wie eine Stadt in der Stadt wirkt. Die mangelhafte Versorgung und die schlechte Bezahlung hat die Arbeiter auf die Barrikaden getrieben. Seit Oktober ist die gigantische Anlage aufgrund von Corona-Ausbrüchen im "geschlossenen Kreislauf", das heißt niemand kann mehr raus.
Die Bilder der Unruhen machen trotz Zensur nun auch in China die Runde. Und sie sorgen für Diskussionen darüber, welchen Preis das Land für die strengen Corona-Maßnahmen noch zahlen soll. Immer mehr Menschen wird bewusst, wie unübersichtlich die Lage in Teilen des Landes ist und wie schnell die Stimmung kippen kann, berichtet unser Team aus Peking.
Welchen Preis Deutschland für seine Abhängigkeit von China zu zahlen bereit ist, steht derzeit bei der Ausarbeitung der deutschen China-Strategie zur Debatte. Reibungen sind vorprogrammiert. Außenministerin Annalena Baerbocks will als grüne Politikerin einen Fokus auf Menschenrechte setzen, während das Kanzleramt unter Olaf Scholz die Interessen der Wirtschaft verteidigt – so lautet zumindest das gängige Narrativ. Finn Mayer-Kuckuk hat sich die beiden Positionen anhand der derzeit einsehbaren Quellenlage genauer angesehen. Sein Fazit: Der Entwurf aus dem Auswärtigen Amt entspricht in Wirklichkeit in den Grundzügen den Vorstellungen des Kanzleramts. Doch es gibt auch entscheidende Unterschiede. Und: Das letzte Wort hat am Ende der Kanzler.
