- Sanxingdui fordert chinesische Identität heraus
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die Terrakotta-Armee aus Xi’an kennt wahrscheinlich jeder. Die bemalten Krieger und Pferdewagen aus der Grabanlage von Kaiser Qin Shihuangdi sind weltberühmt, in Deutschland und anderen Ländern gibt es dazu häufig Wanderausstellungen. In das Bild, das China nach Außen präsentieren möchte, passte der Fund bisher hervorragend, spiegelt er doch ein mächtiges Reich unter einem Herrscher wider.
Weit weniger bekannt sind die Entdeckungen in den Sanxingdui-Ruinen. Es wird angenommen, dass es sich um die Überreste des Shu-Königreichs handelt, das mindestens 4.800 Jahre alt war und mehr als 2.000 Jahre bestand. Diese Funde fordern jedoch auch das Bild einer einheitlichen chinesischen Identität heraus, schreibt Fabian Peltsch. Staatspräsident Xi Jinping treibt die Anerkennung von Sanxingdui als Unesco-Weltkulturerbe dennoch persönlich voran. Denn der nationale Mythos eines diversen und friedliebenden Handelspartners passt China in Zeiten der Neuen Seidenstraße gut ins Narrativ.
Verschiedene Narrative darüber, wie die Welt am besten funktionieren soll, zeigen sich auch bei G7 und Brics. Die Staaten-Zusammenschlüsse hatten sich Ende Juni zu einem Gipfeltreffen eingefunden. Frank Sieren hat sich die Abschlusserklärungen der beiden Veranstaltungen angesehen und schlussfolgert: Die G7 sind in mancher Hinsicht in der Defensive, die Brics-Länder argumentieren eher einbindend. Das ist eine Ansicht. Denn es zeigt sich auch: Die Brics-Erklärung ist ziemlich inhaltsleer, weil sie einen Minimalkompromiss darstellt. Die G7 sind sich indes überraschend einig.
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Amelie Richter

Analyse
Sanxingdui: „Archäologie mit chinesischen Merkmalen“

Die archäologischen Funde von Sanxingdui wirken wie aus einem surrealen Grusel-Film: Gigantische, Kastenköpfe. Kreaturen mit Stielaugen. Hybridwesen mit Schlangenkörpern und Vogelbeinen. Dazu ein vier Meter hoher Baum aus Bronze, auf dessen Ästen geheimnisvolle Vögel thronen. Sehen kann man die dramatisch ausgeleuchteten Artefakte im Sanxingdui-Museum im nordöstlichen Teil der Ausgrabungsstätte, rund 40 Kilometer von Sichuans Hauptstadt Chengdu entfernt.
Eine rätselhafte Kultur hat sie vor rund 3.000 Jahren in acht Opfergruben versenkt, von denen sechs seit ihrer Entdeckung Mitte der 1980er-Jahre freigelegt wurden. Ende März haben Archäologen weitere Objekte der Öffentlichkeit präsentiert, darunter einen Altar und eine Truhe in Form eines Schildkrötenpanzers. „Spektakuläre Funde“, wie Prof. Dr. Maria Khayutina, Sinologin und Expertin für das vorkaiserliche China an der LMU München, gegenüber China.Table erklärt. „Die westliche Welt interessiert sich leider recht wenig für Entdeckungen außerhalb ihres Kulturraums. Was man nicht kennt, wird oft einfach ignoriert.“
In China wurde in diesem Frühjahr dagegen tagelang live von den Grabungen berichtet. Sanxingdui ist hier längst Teil der Popkultur. Bei der diesjährigen CCTV-Neujahrsgala, dem größten Fernseh-Event der Welt, wurde eine Choreografie mit Sanxingdui-Hologrammen aufgeführt. Auf chinesischen E-Commerce-Seiten kann man Turnschuhe mit Sanxingdui-Motiven kaufen, auch T-Shirts, Stifthalter, Eis am Stiel und Emojis gibt es in Form der markanten Bronzeköpfe. 2016 kündigte Chinas Filmindustrie sogar einen von US-Starregisseur James Cameron co-produzierten Blockbuster an, in dem ein Besucher aus der Fremde die Sanxingdui-Kultur kennenlernt. Die Hauptrolle in „The Guest of Sanxingdui“ soll niemand Geringerer als Arnold Schwarzenegger spielen, der auch gleich als internationaler Botschafter für die archäologische Stätte verpflichtet wurde.
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