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im Schatten eines Krieges in Europa wirken Diskussionen um Arbeitsrechte in der chinesischen Tech-Industrie wie eine Marginalie. Doch es sind Millionen Menschen betroffen von einer Arbeitskultur, die Körper krank macht und Seelen verkrüppelt.
Die Tragik daran ist, dass uns die Digitalisierung vor solchen gesellschaftlichen Entwicklungen eigentlich schützen soll. Sie automatisiert und erleichtert große Teile unseres Lebens. In China aber hat sie einen Teufelskreis geschaffen, in dem es Erfolg nur auf Basis persönlicher Opfer gibt. Opfer jener, ohne die es all die neuen Technologien gar nicht geben würde. Fabian Peltsch hat mit einem ehemaligen Produktmanager des chinesischen Lieferdienstes Meituan gesprochen, der ihm seine Erfahrungen schilderte.
Außerdem werfen wir heute noch einmal einen Blick zurück auf die Olympischen Spiele in Peking und ihren Bärendienst an den Menschenrechten. Betroffen auch hier: Millionen von Menschen, vornehmlich in Xinjiang. Wir dürfen den Blick darauf nicht abwenden, auch wenn der Krieg in Europa derzeit einen großen Teil unserer Aufmerksamkeit verlangt.
Marcel Grzanna

Analyse
Arbeitskultur in China: Fressen und gefressen werden

Fabian Peltsch
Ende Januar ging der Post von Zhang Yifei in China viral. Darin prangerte der 25-jährige Chinese öffentlich die Arbeitsbedingungen bei seinem Arbeitgeber Tencent an. „Haben Sie jemals darüber nachgedacht, dass es für ihre Angestellten um Leben und Tod geht, wenn sie solche Zeitpläne aufstellen?“, empörte er sich in einer unternehmensinternen Chat-Gruppe mit 600 Mitgliedern.
Einer von Zhangs Kollegen war zuvor vom Management dafür gelobt worden, dass er mehr als 20 Stunden am Stück gearbeitet und dabei rund 200 Änderungen an einem Produktdesign vorgenommen hatte. So konnte es noch wie geplant an den Start gehen. „Eine schrittweise Tötung zum ehrenvollen Ansporn umzudeuten, könnte man als schwarzen Humor bezeichnen. Aber jeder Entscheidungsträger, der so etwas möglich macht, ist ein Komplize“, ätzte der erst wenige Monate zuvor eingestellte Programmierer und reichte kurz darauf seine Kündigung ein. Seine Kompromisslosigkeit machte Zhang über Nacht zum Helden vieler überarbeiteter Chinesen.
Über die teilweise unmenschlichen Arbeitsbedingungen in Chinas Tech-Industrie beschweren sich viele. Konsequenzen zu ziehen, gar zu kündigen, trauen sich jedoch nur die wenigsten. Im Gegenteil: Immer wieder kam es in den vergangenen Jahren zu tragischen Todesfällen, die auch auf die Folgen von Überarbeitung zurückzuführen sind.
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