- China steckt Claims im Metaverse ab
- Peng Shuai: Wütende Reaktion auf Tennis-Absage
- China bestellt japanischen Botschafter ein
- Pentagon warnt vor Hyperschall-Waffen
- Twitter löscht Konten
- Termine der kommenden Woche
- Johnny Erling zu Liedern auf Xi Jinping
das Leben verlagert sich mehr und mehr in den virtuellen Raum. Was vor wenigen Jahren noch wie Science-Fiction wirkte, ist längst Alltag. Die Sache hat jetzt einen Namen: die Welten aus reiner Information heißen zusammen das „Metaverse„. Je dichter und verschränkter sie werden, desto mehr Wirtschaftsaktivität verlagert sich dorthin. Wir bezahlen bereits viel Geld für immer immaterielle Güter. Künftig wird wohl ein immer größerer Teil der Wertschöpfung abgekoppelt von der herkömmlichen Realität stattfinden.
Um dieses Geld geht es auch Unternehmen wie dem Facebook und Tencent. Sie wollen ihre Ansprüche im Metaverse noch in dessen Gründungszeit abstecken. Der Facebook-Konzern hat sich aus gutem Grund gerade in Meta umbenannt hat und dem Trend damit viel Aufmerksamkeit beschert. Tencent baut rund um Wechat derweil munter sein eigenes Metaverse auf. Ihr Verhalten ähnelt den ersten Siedlern und Unternehmen auf einem neuen Kontinent. China ist, wen wundert es, ganz vorne mit dabei. Was die Volksrepublik in klassischen Branchen als späte Industrienation schmerzhaft lernen musste, wendet sie nun besonders agil an, um diesmal den Takt anzugeben.
Chinesische Firmen liefern daher nicht nur die physische Technik für das Metaverse, was an sich schon ein dickes Geschäft ist. Der Staat verhilft auch seinen Dienstleistern und Softwarefirmen zu einem Vorsprung, indem er die eigenen Spieler vor US-Konkurrenz abschirmt und zugleich Normen mit globalem Anspruch setzt, wie Fabian Peltsch analysiert.
Doch die Modernität und Agilität in den Technik-Branchen hat eben kein Gegenstück in den politischen Strukturen des Landes. Der grobschlächtige Umgang mit den Vorwürfen der Tennisspielerin Peng Shuai gegen einen hohen Kader zeigt das ebenso wie der zunehmende Personenkult um Xi.
Unsere zweite Analyse beschäftigt sich mit der nervösen Reaktion des Staates auf die Absage von Tennis-Tournieren durch internationale Veranstalter. Auch die künftige deutsche Außenministerin hat schließlich schon die Worte „Olympische Spiele“ und „Peng Shuai“ in einem Satz miteinander verknüpft.
Johnny Erling hört derweil genau hin, wenn Loblieder auf Xi Jinping gesungen werden. Als Teil des immer groteskeren Personenkults wird derzeit immer häufiger die Ballade vom Fluß Liangjiahe aufgeführt, die Xis Heldentaten als Jugendlicher verherrlicht. Doch Erling registriert in der Partei auch zunehmenden Unmut über die Fokussierung auf eine einzelne Person.
Finn Mayer-Kuckuk

Analyse
Metaverse in China: Schöne neue Welt
Fabian Peltsch
Obwohl Facebook in China nach wie vor verboten ist, schlug Mark Zuckerbergs Ankündigung, sein Unternehmen in „Meta“ umzubenennen und sich fortan der Entwicklung eines sogenannten Metaverse zu widmen, auch in der Volksrepublik hohe Wellen. Nur einen Tag nach der Namensänderung ließ sich der chinesische Suchmaschinenanbieter Baidu am 29. Oktober die Marke „metaapp“ sichern. Der chinesische Gaming-Gigant NetEase und der E-Commerce-Riese Alibaba preschten ebenfalls vor, um bei „metaversen“ Geschäftsmodellen zumindest dem Namen nach früh mitzumischen – etwa mit einem nicht näher definierten „Ali Metaverse“. Laut Bloomberg Intelligence könnte die Metaverse-Branche bis 2024 einen Wert von 800 Milliarden US-Dollar erreichen. Und nach Prognosen von PricewaterhouseCoopers (PwC) bis zum Jahr 2030 sogar 1,54 Billionen US-Dollar schwer sein.
Neues Zuhause für die Menschheit
All das erstaunt angesichts der Tatsache, dass niemand im Detail erklären kann, was das Metaverse (chinesisch Yuánjiè 元界 ) eigentlich ist. Der Begriff selbst stammt aus dem 1992 erschienenen Science-Fiction-Roman „Snow Crash“. Dort beschreibt der US-Schriftsteller Neal Stephenson eine virtuelle Realität ähnlich der Matrix, in der Menschen als Avatare ein eskapistisches Zweitleben führen. „Das Metaverse hat seine eigene Wirtschaft. Firmen und Individuen können investieren, kaufen, verkaufen und für Arbeit innerhalb des Metaverse bezahlt werden“, schreibt der Tech-Investor Matthew Ball in seinem Essay „The Metaverse: What It Is, Where to Find it, Who Will Build It, and Fortnite“.
Mark Zuckerberg, der den Text seinen Mitarbeitern als Pflichtlektüre empfiehlt, sieht im Metaversum vor allem einen „Nachfolger des mobilen Internets“, das man nicht mehr nur über Bildschirme konsumiert, sondern in dem man tatsächlich als Person präsent ist. Ein Szenario wäre etwa, dass ein User in der realen Welt ein Kleidungsstück kauft, und der Avatar im Metaversum erhält ein virtuelles Äquivalent dazu, das er dann in den verschiedensten digitalen Räumen tragen kann. Einzelne Internet-Plattformen wie Facebook oder Weibo sind dann nicht mehr voneinander abgekapselt, sondern gehen in einem riesigen, von Cloud-Servern getragenen digitalen Raum auf. Das Metaverse sei „noch nicht da, aber wir haben bereits ein paar fundamentale Bausteine“, erläutert der Facebook-Gründer in einem anderthalbstündigen Keynote-Video. Dazu gehören etwa Live-Streams, soziale Netzwerke und Computerspiele, die schon jetzt eine Schnittstelle zwischen digitaler und echter Welt bilden.
- Gesellschaft
- Innovation
- Internet
- Technologie
Jetzt weiterlesen
Erhalten Sie 30 Tage kostenlos Zugang zum Decision Brief und lesen Sie diesen und täglich weitere neue Qualitätsnachrichten.
Sie sind bereits Gast am China.Table? Jetzt einloggen