China
USA: Olympia-Boykott + 20 Jahre WTO-Beitritt + IPOs
Liebe Leserin, lieber Leser,
die USA eskalieren ihren schwelenden Konflikt mit China. Sie haben angekündigt, keine Regierungsvertreter zu den Olympischen Spielen nach Peking zu schicken. Damit sendet Präsident Joe Biden eine deutlich unfreundliche Botschaft. Auf diesen diplomatischen Boykott muss China entsprechend reagieren, schließlich hat Xi Jinping seine Person und sein Land als stark und durchsetzungsfähig stilisiert. Es wird also nicht bei dieser Ankündigung in Bezug auf ein Sportereignis bleiben. Weitere Störungen im Welthandel sind jetzt absolut möglich.
Die neue Außenministerin Annalena Baerbock erhält damit eine Steilvorlage für ihre eigene, menschenrechtsorientierte Außenpolitik. Sie hat angekündigt, die Lage in Xinjiang nicht zu ignorieren und sich um transatlantische Abstimmung zu bemühen. Wenn Deutschland den USA tatsächlich in den Boykott folgt, wäre der Effekt allerdings nicht noch einmal so heftig wie jetzt. China könnte das mit dem schlechten Einfluss der USA erklären und die Beziehungen vorerst weiterführen. Denn China braucht Verbündete. Ganz klar ist jetzt aber: Die Zeit der heftigen geopolitischen Konflikte hat nicht zusammen mit der Ära Trump geendet.
Wie sehr sich die Einstellung zu China in den vergangenen Jahren gewandelt hat, zeigt auch der Rückblick auf die Geschichte der WTO-Mitgliedschaft des Landes. "Wandel durch Handel" lautete ein beliebter Glaubenssatz der Optimisten Anfang der 2000er-Jahre. Wenn "der Westen" China in die internationale Handelsordnung einbeziehe und die Im- und Exporte stiegen, werde China schon bald die internationalen Spielregeln einhalten und sich zu einer Marktwirtschaft entwickeln. So der Gedanke. In der Rückschau wirkt das reichlich naiv. Zum 20. Jubiläum des Beitritts Chinas zur Welthandelsorganisation (WTO) ist die Bilanz durchwachsen, berichtet Felix Lee. Zwar wuchs der globale Handel, doch im Westen gingen viele Industriearbeitsplätze verloren – in den USA verödeten ganze Landstriche. Umgekehrt sind viele Segmente des chinesischen Marktes für Ausländer weiterhin verschlossen.
