- Lung Ying-tai über die Mentalität der Taiwaner
- Lange Besucherliste zeigt Erfolg von Xis Diplomatie
- Vize-Premier Ding auf Konferenz mit deutschen CEOs
- Geely will mehr Volvos in China herstellen
- Peking bestreitet Spionage im Tiktok-Streit
- Huawei kontert US-Embargo mit eigener Technik
- Trockenheit in Taiwan gefährdet Chip-Produktion
- Standpunkt von Björn Alpermann
- Zur Sprache: Schweinereien unter Vermittlern
der Besuch von Bildungsministerin Stark-Watzinger in Taiwan beschäftigt uns heute im Nachgang sogar zweifach. Die ehemalige taiwanische Kulturministerin Lung Ying-tai äußert sich im Interview mit Fabian Peltsch skeptisch, ob solche Besuche überhaupt zielführend sind. Sie sieht die Visiten als Teil eines großen Theaterstücks, in dem die USA und China die Hauptrollen spielen. „Taiwan hat darin nicht viel zu sagen“, fürchtet Lung.
Das Gespräch mit Lung bezieht sich nicht direkt auf die FDP-Ministerin und ist schon vor ihrem Besuch entstanden. In Hinblick auf den Polit-Tourismus klagt sie jedoch allgemein: Wenn jetzt „all diese ausländischen Delegationen und Korrespondenten auf die Insel schwärmen, weil unsere Heimat die Frontlinie geworden ist“, dann verkennen sie, dass Taiwan schon seit 70 Jahren bedroht ist.
Der Sinologe Björn Alpermann wendet sich in einem Gastbeitrag gegen eine weitere Fehlinterpretation der Reise Stark-Watzingers. Die Ministerin habe keineswegs vor, die deutschen Sinologie durch engere Kontakte mit Taiwan von vermeintlicher Kuschelei mit der Volksrepublik abzubringen. Dahinter steckt eine laufende Debatte über die Unabhängigkeit deutscher Chinaforscherinnen und -forscher. Alpermann stellt klar: Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind mehrheitlich nicht von chinesischen Fördermitteln abhängig und agieren weiterhin unabhängig.
Die Reisediplomatie geht derweil weiter. Zwar hat der brasilianische Präsident Lula seine geplante Peking-Reise abgesagt. Dafür haben sich nun nach Spaniens Premier Sánchez auch Frankreichs Präsident Macron und EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen bei Xi Jinping angekündigt. Die hohe Präsidentendichte ist kein Zufall, analysiert Fabian Kretschmer. Xi hat die diplomatische Isolation erfolgreich durchbrochen, in die er sein Land zeitweilig manövriert hatte. Während die Vertreter der EU bei Xi um ihre Positionen werben, punktet dieser im globalen Süden umso üppiger. Die Botschaft von einer Alternative zum arroganten Westen kommt besser an denn je.
Einen produktiven Start in die Woche!
Finn Mayer-Kuckuk

Interview
„Politiker-Besuche in Taiwan sind Teil eines großen Theaterstücks“

Ihre Bücher und Essays werden seit 40 Jahren von chinesischsprachigen Menschen auf der ganzen Welt gelesen. Auch auf dem Festland gehören sie zu den bekanntesten Autorinnen. 2019 wurden ihre Bücher dort jedoch verboten. Wie kam es dazu?
Schon vor 2019 waren bestimmte Bücher von mir auf dem Festland verboten, zum Beispiel „Big River Big Sea: Untold Stories of 1949“, ein Buch über den chinesischen Bürgerkrieg, der ja bis heute anhält. 2019 schrieb ich einen kurzen Artikel in Verteidigung der Hongkonger Proteste, und das führte dazu, dass all meine Bücher aus den Regalen der Buchläden und Schulbibliotheken entfernt wurden. Das hatte ich erwartet. Aber ich bekomme immer noch Mails und Briefe von Lesern aus China. Sie benutzen einen VPN, um mir zum Beispiel Nachrichten über Facebook zu senden. Verglichen mit der Zeit vor 2019 ist es natürlich um einiges weniger geworden.
Sie haben sich in vielen Ihrer Bücher darum bemüht, den Taiwanern eine Stimme zu geben. Wie empfinden Sie die derzeitige geopolitische Aufmerksamkeit, die Taiwan bekommt? Sind ausländische Delegationen, die Präsidentin Tsai Ing-wen die Hand schütteln wollen, eher ein Fluch oder ein Segen für die Sicherheit der Insel?
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