- Civey: Deutsche kennen Distanzunterricht nicht
- Kultusminister handeln nicht
- Myrle Dziak-Mahler: Unsicherheit aushalten
- Digitale Bildungsanbieter: Schul-Föderalismus auflösen
- Start-up hilft Bochums benachteiligten Schülern
- LernApp Lepaya bekommt Geld
- Tag der Bildung: inhaltlich gut – aber schlecht besucht
- Danny Roller: der sympathische Datenhehler
- Didaktik&Tools: Tutory macht Arbeitsblätter digital
es ist der Traum von einem Schülerstreich: Ein junger Mann, kurz vor dem Abitur stehend, trickst seine Lehrer aus. Und hält fortan den Unterricht mit seiner Kollegstufe selbst. Als Doktor Pfeiffer steht er eine Zeitlang vor der Klasse. Wir alle kennen diese Szene aus der Feuerzangenbowle. Wir kennen sie leider zu gut. Die Feuerzangenbowle war nicht nur ein Nazi-Propaganda-Film. Sie hat vor allem das Bild von Unterricht in unseren Köpfen zementiert. Schule = Klassenzimmer, in dem ein Lehrer seine Schüler von vorne belehrt. Frontalbeladung.
Hat das heute wirklich noch Gültigkeit? Leider ja. Eine Civey-Umfrage im Auftrag von Bildung.Table hat die Bürger repräsentativ befragt, was sie von digitalem Distanzunterricht wissen. Das Ergebnis ist ernüchternd: Die Deutschen haben sich vor allem ein Format gemerkt – die Schulstunde per Videokonferenz, also die verschärfte Form von Frontalunterricht. Von Dingen wie Lernmanagementsystemen oder einem Messenger-Austausch zwischen Lehrern und Schülern haben die Bürger wenig mitbekommen.
Das ist nicht die Schuld der Menschen. Es wäre die Aufgabe der Kultusminister (gewesen), das digitale Lernen bekannter zu machen.
Auch die Redaktion von Bildung.Table hat sich zur Aufgabe gemacht, den Fokus auf digitale Lern- und Lehrformen zu richten. Damit Sie, in unserer heutigen Ausgabe, sehen, wie das neue digitale Arbeitsblatt Tutory funktioniert. Damit sie erfahren, dass die Lernapp für Erwachsene Lepaya frisches Geld bekommt. Damit Sie lesen können, was Myrle Dziak-Mahler vor der Kultusminister-Konferenz gesagt hat. Lernen, Schule leiten – das heißt heute auch Unsicherheiten aushalten können.
Bleiben Sie gesund
Christian Füller

Analyse
Bürger wissen wenig über Formate des Distanzunterrichts

Christian Füller
Digitaler Fernunterricht ist für viele ein Buch mit sieben Siegeln. In einer repräsentativen Umfrage durch die Meinungsforscher von Civey gaben 34 Prozent der Befragten an, Distanzunterricht nicht beurteilen zu können. Unter den Befragten mit oder ohne Hauptschulabschluss sind es gar 56 Prozent. Die Umfrage hat das Meinungsforschungsinstitut Civey im Auftrag von Bildung.Table erhoben, die 5002 Bürger:innen repräsentativ um ihre Meinung bat.

Das Ergebnis ist deswegen so beunruhigend, weil Lernen auf Distanz möglicherweise bald wieder nötig ist. Vielerorts müssen Schulen bereits schließen. Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Britta Ernst, hat in ihrem Bundesland Brandenburg sogar die Präsenzpflicht im Unterricht ausgesetzt. Als Bedingung für neuerliche Schulschließungen ist allerdings funktionierender Distanzunterricht nicht nur zwingend nötig – Karlsruhe verordnete der Politik, ihn auch gut vorzubereiten.
Civey: Ein Drittel kennt sich nicht mit Distanzformaten aus
Das Verfassungsgericht hatte in einem neuen Urteil die Länder dazu verpflichtet, „naheliegende Vorkehrungen wie insbesondere eine weitere Digitalisierung des Schulbetriebs“ zu ergreifen. Schulschließungen seien überhaupt nur dann zulässig, wenn es einen möglichst guten Distanzunterricht als Ersatz gebe. (Siehe Analyse Kultusminister.) Die Civey-Umfrage belegt, dass den Schulministern bisher nicht gelungen ist, ihre Alternativen zum Klassenzimmer à la Feuerzangenbowle auch nur bekannt zu machen.
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