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Liebe Leserin, lieber Leser,
die neue Bundesregierung ist jetzt 100 Tage im Amt. In normalen Zeiten würden wir nun eine Zwischenbilanz der bildungspolitischen Vorhaben ziehen. Doch diese Regierung hatte keine Schonfrist, kein Abarbeiten ihrer ersten Vorhaben. Sie steckt längst mittendrin in der nächsten Krise, die auch eine bildungspolitische ist.
Nun gilt es, hunderttausende ukrainische Kinder und Jugendliche ins deutsche Schulsystem zu integrieren. Dazu hat sich die KMK beraten. Sie setzt auf eine Taskforce, auf digitale Mittel -und Methoden aus den Jahren 2015/16. Doch um pädagogische und bildungspolitische Weichen klug zu stellen, fehlt eine entscheidende Information: Wie lange werden die Schülerinnen und Schüler bleiben? Die vorläufigen Antworten darauf fallen von Lehrerverband, über Politik und Wissenschaft sehr unterschiedlich aus.
Bildung.Table wirft außerdem einen Blick auf die aktuellen Möglichkeiten, mit digitalen Lösungen der Krise Herr zu werden – und darauf, was deutsche Bildungspolitiker jetzt rasch tun müssen, um die Möglichkeiten auch nutzbar zu machen.
Aber nicht nur vor dieser Herausforderung steht das Bildungssystem. Die Corona-Pandemie geht weiter, die Inzidenzen sind hoch wie nie – und Lockerungen beschlossen. Bis spätestens Mai sollen die Masken bundesweit an den Schulen fallen. Die Hoffnung: dass Distanzunterricht Geschichte ist. Die Schulschließungen hatten im vergangenen Jahr auch das Bundesverfassungsgericht beschäftigt. Erstmals formulierte es im Urteil ein Recht auf digitale Bildung. Diese Forderung wurde vergangene Woche von der Schülerkonferenz, Elternverband, Digitalwirtschaft aufgegriffen und verstärkt. Daher hat sich Bildung.Table in den großen Bundesländern umgehört. Alle Parteien begrüßen ein verbrieftes Recht auf digitale Bildung – solange sie nicht auf der Regierungsbank sitzen.
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Analyse
Schaffen die Schulen das?
Victoria Voytsitska ist vor zehn Tagen aus der Ukraine nach Polen geflohen, zusammen mit ihren zwei Kindern und ihrer Schwester, der Nichte und dem Neffen. Sie war einmal Abgeordnete im ukrainischen Parlament. Heute sitzt sie im Vorstand der Vereinigung ukrainischer Schulbuchverlage. Vielleicht ging sie auch deshalb schon wenige Tage nach Ankunft in Warschau in die nächste Schule, um Plätze für die Kinder zu ergattern. „Sie sollen so schnell wie möglich Normalität erleben.“ Soweit das geht, wenn das Dröhnen der Hubschrauber und die Detonationen der Bomben die Kinder allnächtlich vom Schlafen abhielt.
Die Schulleiterin hörte sich ihre Geschichte an, war verständnisvoll. Voytsitska bat um Plätze in einer Regelklasse und zusätzlichen Polnischunterricht von ukrainischen Mentoren. „Sie sollen bloß keine Ghettokids werden“, sagt sie. Aber es waren bereits zu viele geflüchtete Kinder in der Schule. Die Schulleiterin konnte keinen Platz mehr anbieten.
In den ukrainischen Nachbarstaaten ist der Großteil der mittlerweile mehr als drei Millionen ukrainischen Schutzsuchenden angekommen. Laut UNICEF sind die Hälfte davon Kinder. Nahrung, Unterkunft, Bildung – diese Grundbedürfnisse müssen gestillt werden. Weil vor allem Frauen und Kinder fliehen, ist die Frage der Schulbildung drängend. In Tschechien hat das Bildungsministerium zusammen mit einer Stiftung eine Plattform gestartet: Auf ihr vernetzen sich geflohene Schülerinnen und Schüler und Lehrkräfte. In eigenen ukrainischen Klassen können sie ihr Curriculum weiter lernen und an Abschlüssen arbeiten.
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