Vorstoß aus Thüringen: Unterrichts-Streaming gegen Lehrermangel
Umfrage in 16 Bundesländern: Dienstgeräte nicht überall Standard
Joker für Pandemie und Schwerwetter: NRW regelt Distanzunterricht
Kein Pflichtfach Informatik in Bremen
„Millionengrab“: Opposition rechnet mit BayernCloud ab
Pilotprojekt: „berufswahlapp“ startet in fünf Bundesländern
Frankreich untersagt Schulen Microsoft und Google
Ombudsstelle: Nachfrage nach ukrainischen Online-Kursen sinkt
Ifo-Studie belegt weltweite Bildungsmängel
KfW-Daten: Kämmerer melden Kita-Investitionsstau von 10,5 Milliarden Euro
Jürgen Böhm strebt an Spitze des Beamtenbundes DBB
Anna Fröhlich im Interview: Schulleiter als Transformationsmanager
Konferenz Bildung Digitalisierung: Didaktik vor Technik
Heads: Metaplan-Beraterin Julia Borggräfe
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Liebe Leserin, lieber Leser,
Es war eine zunächst wenig spektakuläre Meldung, über die mein Kollege Christian Füller gestern Abend gestolpert ist. Der thüringische Bildungsminister Helmut Holter diktierte einem dpa-Journalisten einige Sätze zum digitalen Unterricht in den Block – so weit, so unspektakulär. Doch, wie immer, lohnt ein zweiter Blick. Was hat Holter da genau gesagt?
Er gibt offen zu: Digitaler Unterricht ist für ihn ein Werkzeug, um den Lehrermangel abzufedern– nicht weil es immer didaktisch geboten wäre, sondern schlicht weil auch in Thüringen die Lehrer fehlen. Mehr Details – auch wie andere Bundesländer auf diesen Tabubruch reagieren – lesen Sie in unserer Analyse.
Das Schöne am Bildungsföderalismus ist: In allen Ecken des Landes passiert Etwas – auch in diesen Wochen: Bremen verzichtet auf die Einführung von Informatik als Pflichtfach– gegen die Empfehlung der CDU. NRW regelt den Distanzunterricht per Verordnung. Und in Bayern rechnet die Opposition mit der IT-Großbaustelle BayernCloud ab.
Und wenn Sie bis zum Ende des Briefings scrollen, finden Sie dort ein lesenswertes Interview mit der Schulleiterin Anna Fröhlich. „Wir müssen als Schulleitung agil und offensiv eingestellt sein. Wir müssen uns permanent vernetzen, um informiert zu sein“, beschreibt sie ihren Alltag als Schulmanagerin. Doch eigentlich will sie sich nicht jede Unterstützung, jeden Geldtopf, jedes Konzept selbst „zusammen klamüsern“ müssen. Eigentlich nachvollziehbar, oder?
Zum Abschluss noch ein besonderes Highlight für Sie, liebe Leserin, lieber Leser. Ein bildungspolitisch-turbulentes Jahr neigt sich dem Ende zu und wir freuen uns sehr, Ihnen einen Jahresrückblick ankündigen zu können: Gemeinsam mit KMK-Präsidentin Karin Prien ziehen wir am 14. Dezember Bilanz.
Wo muss die Bildungsrepublik umsteuern?
Im nächsten Bildung.Table Live-Briefing blicken wir auf Priens einjährige KMK-Präsidentschaft zurück und diskutieren gemeinsam mit dem Bildungssoziologen und Bestseller-Autor Aladin El-Mafaalani über die alarmierenden Ergebnisse des IQB-Bildungstrends und die Versäumnisse der deutschen Bildungspolitik.
Kultusminister Helmut Holter will Lehrer durch digitale Tools ersetzen
Thüringens Bildungsminister Helmut Holter will per Gesetz ermöglichen, dass mehrere Klassen gleichzeitig Digitalunterricht erhalten. Der Vorstoß war kein Lapsus – und die Reaktionen anderer Länder klingen nicht nach Dementi.
Die Debatte um den Lehrermangel tritt in eine neue Phase. Bislang galt das Mantra: „Digitalunterricht soll auf keinen Fall Lehrer ersetzen„. Man konnte die Ausrufezeichen hören, wenn Schulminister dies sagten. Nun vollzieht der Thüringer Kultusminister Helmut Holter (Die Linke) als erster die Kehrtwende: Digitales Lernen sei „auch unter dem Gesichtspunkt des Lehrermangels ein Beitrag, um Fachunterricht zu ermöglichen.“
Der Minister erklärte der Nachrichtenagentur dpa, was bisher als Tabu galt: Er könne sich vorstellen, dass ein Fachlehrer in einer Schule Physik unterrichte – und mehrere Klassen zugeschaltet seien. Aus all den Schulen, an denen es nicht genügend Physiklehrer gebe. In Deutschland fehlen, je nach Rechnung, Zehntausende Lehrer. 2035 sollen es weit über 100.000 sein.
Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz reagierte zurückhaltend. „Das ist zunächst ein Vorschlag des Bildungsministers Helmut Holter für sein Bundesland. Er ist nicht Gegenstand einer Diskussion innerhalb der KMK„, sagte Karin Prien (CDU), die Kultusministerin in Schleswig-Holstein ist. „Als KMK-Präsidentin setze ich mich für beides ein: eine Kultur der Digitalität an den Schulen und verstärkte Anstrengungen bei der Lehrkräftebildung und Lehrkräftegewinnung.“
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