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die Datenschützer dieses Landes können Sie sich bei der Gruppe „Zerforschung“ und Lilith Wittmann bedanken. Die Sicherheitsexpertin und Journalistin ist nicht gerade zimperlich, wenn sie sich eine App oder ein Startup vorknöpft. Aber: Sie prüft wenigstens, wie mit den Daten von Schülerinnen und Schülern umgegangen wird, welche dritten Parteien diese Daten nutzen – und ob damit möglicherweise Geld verdient wird. Sollte es sich am Ende als richtig erweisen, was Wittmann und die Zerforscher über die Schüler-App Scoolio aus Sachsen herausgefunden haben, dann ist das gerade für den innovationsfreundlichen Freistaat ein Problem. Und eine schwere Niederlage für die informationelle Selbstbestimmung von Kindern.
Peinlich ist es vor allem aber für den Datenschutz. Man wird das Gefühl nicht los, dass die Hüter der DSGVO in Deutschland nach dem Motto verfahren: Die Kleinen hängen wir, den Großen gucken wir gar nicht erst auf die Finger. Jedenfalls hat es der Datenschützer in Sachsen nicht für nötig befunden, ein prominentes, staatsgefördertes Startup mit inzwischen 1,8 Millionen Nutzern einmal auf seine Datenschutzkonzepte hin zu befragen. Aber Lehreri:nnen und Schulleiter:innen werden bei jeder Gelegenheit im digitalen Unterricht Knüppel zwischen die Beine geworfen. Den Entwicklern von Scoolio hätte es übrigens geholfen, wenn man rechtzeitig einen Blick in die App geworfen hätte.
Man kann nur hoffen, dass die Berliner Ampelverhandler den Digitalpakt nicht nur als einen Haufen Geld verstehen – sondern sich auch Gedanken darüber machen, wie man den Föderalismus und den Datenschutz neu organisiert. Sodass diese beiden wichtigen Institutionen Schülern und Lehrern künftig helfen.
Christian Füller

Analyse
Gefährliche Schul-App Scoolio

In der PR ist Scoolio spitze. „Ich habe eine mega-mega coole App entdeckt,“ schwärmt eine Schülerin im Werbe-Video. „Ich wäre echt glücklich gewesen, hätte ich so eine App gehabt, die mich an meine Hausaufgaben erinnert,“ strahlt eine junge Frau. Scoolio ist ein Dresdner Unternehmen, das – so der Gründer – „Schülern das Leben leichter machen will.“ Zu der App gehören Hausaufgabenplaner, Notenübersicht, Klassenchat und Nachhilfevermittlung. Nun holt die Realität das Vorzeige-Startup aus Sachsen allerdings ein: Datenjournalisten zeigen, dass Scoolio weder sicher mit den Daten der Schüler umging noch deren Integrität im Chat wahrte.
Das Sicherheits-Kollektiv „Zerforschung“ hat zahlreiche Sicherheitsschwachstellen der App aufgedeckt. Die Daten der Schülerinnen und Schüler ließen sich über eine ungeschützte Schnittstelle aufrufen. Einsehbar waren unter anderem Geburtsdatum, E-Mail-Adresse, Schule und Klasse, Interessen und in vielen Fällen auch der letzte Standort, an dem die App geöffnet wurde. Da die Gruppe Zerforschung vor der Veröffentlichung der Schwachstellen eine Frist einräumte, konnten die Sicherheitslücken nach Angabe des Unternehmens noch geschlossen werden, bevor der Bericht der Datenforscherin Lilith Wittmann und ihren Kolleg:innen erschien.
Scoolio: „Es ist nicht alles perfekt. Wir haben eine Chance verdient“
„Sie hat uns Mängel aufgezeigt, diese haben wir in den letzten vier Wochen mit Herzblut und Leidenschaft beseitigt,“ bedankte sich Gründer Danny Roller. „Es ist nicht alles perfekt. Wir sind ein junges Unternehmen und haben eine Chance verdient, Dinge zu verbessern.“ Roller, der Scoolio mit Kommilitonen der TU Dresden und der Berufsakademie Glauchau gegründet hatte, bekam für das Unternehmen auch staatliches Geld. Das erfuhr Bildung.Table auf Anfrage beim Sächsischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr. Scoolios Geldgeber „Technologiegründerfonds Sachsen“ sei unter anderem mit Mitteln des Freistaats Sachsen und von Sparkassen bestückt worden. Es lasse sich aber nicht ermitteln, wie hoch der Anteil an staatlicher Förderung sei. Auch Danny Roller sagte Bildung.Table, „ich weiß nicht, wie die Struktur des Technologiegründerfonds zusammengesetzt ist.“
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