- Bildung.Table-Spezial über den Verbleib der Vera-Daten
- Angebot von Simpleclub: Lernstandserhebung binnen Wochen
- Blogpost I: Axel Plünnecke – „Nie waren Daten so wertvoll“
- Blogpost II: Timo Off – „Vera gehört zerschlagen“
- Bürgerrechtler verklagen Kultusminister
nach Fußballspielen nutzen Experten gerne Heatmaps, um das Spiel noch einmal zu durchleuchten. Rote und gelbe Flecken zeigen dann, in welchem Areal die meisten Angriffe gestartet wurden – und wo wenig los war. Welcher Spieler wie oft den Ball berührte, erfährt man schon während des Spiels.
Was hat das mit den Schulen nach der Pandemie zu tun? Leider nichts. Denn selbst in der größten Krise des Bildungssystems seit dem Zweiten Weltkrieg gibt es für Schulen keine Heatmaps. Wir können nur ahnen, wo die Problemschulen sind, wer Lernlücken hat und wie man also Schülerinnen und Schülern helfen könnte. Die Kultusminister erheben zwar Daten mittels der „Vera“-Vergleichsarbeiten. Aber sie tun es unregelmäßig – und wenn sie es tun, verstecken sie die Ergebnisse häufig vor den Bürgern.
Die Schulminister sind im Blindflug, sagen renommierte Wissenschaftler. Und weil aus vereinzelten Stimmen ein Chor des Protests gegen die Geheimpolitik der Schulminister geworden ist, haben wir uns entschlossen ein „Vera“-Spezial herauszubringen. Ausnahmsweise können Sie also am Wochenende in Ruhe einen neuen Bildung.Table studieren – auch wenn Teile dieser Ausgabe Sie beunruhigen könnten.
Wir berichten ihnen exklusiv vom Unmut der Wissenschaftlerinnen über die KMK – und verraten, warum er kein Zufall ist. Die Kultusminister haben das nationale „Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen“ von Anfang zu einer Behörde gemacht, die ihrem Willen zu folgen hat. Dabei gäbe es eine simple Lösung, einen präzisen und schnellen Kompetenztest für die Bildungsrepublik zu machen – nämlich digital. Es steht alles bereit. Die Bundesbildungsministerin müsste nur zugreifen.
Zwei Blogposts klären uns tiefer auf: Der Bildungsökonom Axel Plünnecke erläutert, warum die Lernstandserhebung Vera essenziell für den Bildungsaufstieg vieler sein wird. Der Schulleiter und Vera-Experte Timo Off schildert, wie sich die Länder die Vergleichsarbeiten untertan gemacht haben. Und wir zeigen, wie eine Bürgerrechtsorganisation die Schulminister mit juristischen Mitteln ins Jahrhundert der Daten zwingen will.
Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende!
Christian Füller

Analyse
Der Datenkampf
Christian Füller
Die Forschung ist schon lange auf den Barrikaden gegen die Geheimhaltungspolitik der Kultusminister. Doch jetzt, nach dem möglichen Ende der Pandemie, reißt vielen Wissenschaftlern der Geduldsfaden. „Wir wissen zu wenig über unser Bildungssystem“, sagt etwa Kerstin Schneider vom Wuppertaler Institut für bildungsökonomische Forschung. „Es muss jetzt gehandelt werden„, fordert sie von den Ländern. Schneider will, dass die Kultusminister die Daten der sogenannten „Vergleichsarbeiten“ der Forschung zur Verfügung zu stellen. „Lernstandserhebungen wie die Vergleichsarbeit Vera haben ein großes Potential für die Analyse und Steuerung von Bildungssystemen, denn sie erfassen die Kompetenzen aller Schüler:innen“, sagt sie.
Kerstin Schneider gehört dem „Rat für Sozial- und Wirtschaftsdaten“ an, der die Bundesregierung berät. Sie ist nicht die einzige KMK-Kritikerin. Es wirkt wie ein Aufstand der Empirie gegen die Aktion Giftschrank der Schulminister, der sich da gerade aufbaut. Bildungsökonomen, Germanisten, Nachwuchsforscher, sie alle fordern: rückt die Daten raus!
Forscher: „Rückt die Daten raus“
Auslöser des Unmuts ist, dass die Länder während der Pandemie Kompetenztests in den Schulen vornehmen ließen – die Ergebnisse aber oft nicht veröffentlichen wollen. Das bringt die Forscher auf. Aber nicht nur sie fragen sich: Wie kann die KMK glauben, im Zeitalter der Datafizierung Informationen über öffentliche Schulen zur Verschlusssache zu erklären? Zumal längst mächtige digitale Analyseinstrumente zur Verfügung stehen. Wie lange werden die großen Startups dem Drei-Affen-Prinzip der Kultusminister noch zuschauen?
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