- Digitale Transformation: Karin Priens Pläne
- Anjo Genow: streikbereiter Schülersprecher
- Das Virtuelle im echten Klassenzimmer
- Isabel Ruland: Digitale Bildung verändert Schulpflicht
- Mobile Schule erobert Didacta
- Bundestag: CDU mahnt Grundgesetzänderung an
- Telekom und Rednet gewinnen Endgeräte-Ausschreibung
- Makerspace: Familie Balk will anders lernen
wir leben in einer merkwürdigen Zwischenzeit: Die Coronapandemie verlangt eigentlich danach, dass viel schneller digitalisiert wird. Aber die politischen Akteure tun sich schwer damit, das angekündigte milliardenschwere Programm voranzutreiben. Das sieht man an der neuen Präsidentin der Kultusminister, Karin Prien (CDU), die gerade offiziell inthronisiert wurde. Sie beginnt nun, immerhin, über ihre digitalen Pläne zu sprechen.
Auch der Bundestag hat seine Rolle noch nicht gefunden. Die Ampel ist damit beschäftigt, ihre Koalitionsvereinbarung wieder und wieder vorzulesen. Und die Opposition, vor allem die CDU, bietet sich abwartend als Partner an. Nun hat der neue Sprecher für Bildung und Forschung der CDU, Thomas Jarzombek, eine Grundgesetzänderung für den Digitalpakt angetönt, wie Niklas Prenzel im Parlament erfahren hat.
Wie dringend eine pädagogische Transformation mithilfe digitaler Medien ist, kann man gerade an den außerparlamentarischen Akteuren erkennen. Wir haben mit Familie Balk gesprochen, die ihre Kinder nicht in die Präsenzschule schicken kann – und von sicheren, weil digitalen Möglichkeiten berichtet. Schülersprecher Anjo Genow lernt an einer digitalen Modellschule. Er weiß, dass es viele Schüler gibt, die endlich das volle digitale Potenzial ausschöpfen wollen. Diese Potenziale kennt der zornige Digitallehrer Simon Maria Hassemer. Er erzählt davon, wie virtuelle Realitäten neue, ungekannte Räume für das Lernen öffnen.
Lassen Sie sich entführen!
Christian Füller

Analyse
Die gelenke KMK-Präsidentin

Christian Füller
Jetzt also digitale Transformation. Als Karin Prien, Christdemokratin und Schulministerin im Norden, offiziell ihr Amt als neue Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK) antrat, sparte sie nicht mit großen Worten. Sie schwärmte von einer Dynamik im Schulsystem, „die wir vorher nicht für möglich gehalten hätten.“ Prien lobte den gewaltigen Digitalisierungsschub der Schulen. Und sie nahm Worte in den Mund, auf die man lange gewartet hatte: Eine Transformation, „um unser Bildungssystem in die Zukunft zu führen.“ Sie sagte das in der James-Simon-Galerie, in dem prachtvoll renovierten Besucherzentrum der Berliner Museumsinsel. Jeder Ort hat seine Rhetorik.
Eine Woche zuvor, bei der ersten Pressekonferenz Karin Priens als KMK-Präsidentin, hatte man vergeblich auf diese wichtigen Schlüsselbegriffe gehofft. Da ging es der neuen Prima inter Pares nur um eines: Die Schulen müssen offen bleiben! Die Schulen dürfen nicht geschlossen werden! Die 56-Jährige wiederholte ihr Mantra so oft, dass man sich ein bisschen an ihre stets sachliche, aber repetitive Vorgängerin erinnert fühlte, Britta Ernst (SPD) aus Brandenburg. Die Formel „digitale Bildung“ war in der Online-Pressekonferenz geradezu ein Tabu. Wie kommt es, dass Karin Prien die Digitalisierung der Bildung wenige Tage später plötzlich so wichtig war?
Präsidentin Prien: erst gegen G9, dann dafür
Weil sie das kann, schnelle Positionswechsel. Als die Wirtschaftsanwältin von Hamburg nach Schleswig-Holstein berufen wurde, um dort Bildungsministerin zu werden, war das erstmals deutlich geworden. Aus der Hansestadt brach eine entschiedene Gegnerin der Rückkehr zum G9 auf, dem Gymnasium mit neun Jahren Laufzeit. In Kiel kam indes eine Befürworterin des G9 an. Wie konnte das passieren? Der starke Mann der CDU in Kiel hatte zuvor genau dieses neunjährige Gymnasium zu einem seiner Wahlkampfschlager gemacht. Obwohl die Verkürzung der wichtigsten deutschen Schulform eigentlich kein Thema mehr war, heizte der heutige Ministerpräsident Daniel Günther den Kulturkampf ums Gymnasium zu Machtzwecken wieder an.
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