- Ukrainisches Lernportal Optima: Warten auf die Deutschen
- Nationale Bildungsplattform: Interview mit Leiterin des größten Pilotprojekts BIRD
- Bildungsökonom Dieter Dohmen über Geburtsfehler des Digitalpakts
- Vier von zehn Schulträgern haben noch keine Digitalpakt-Mittel beantragt
- Metastudie sieht große Defizite in Europas digitaler Bildung
- Österreich führt informatische Bildung ab 1. Klasse ein
- Abiturienten fühlen sich schlecht vorbereitet
- Im Porträt: Tim Kantereit – Digitaler Vordenker und Lehrer
- Presseschau
- Termine
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Ukraine hat eine tadellose Online-Schule, in der man sogar Abschlüsse machen kann. Das klingt so gut, dass auch die KMK die Plattform in höchsten Tönen lobte. Einen Monat ist das nun her. Die Schule verzehnfachte seit Kriegsbeginn ihre Nutzerzahlen – und bietet geflüchteten Schüler:innen Kontinuität. Doch wartet die Optima-Schule nach wie vor vergebens auf Unterstützung staatlicher Stellen in Deutschland, wie die Recherchen von Christian Füller zeigen. Es wird geprüft, geprüft und noch mal geprüft, während der Realitätsdruck längst entschiedenes Handeln verlangt.
Die Nationale Bildungsplattform, Prestigevorhaben der alten Bundesregierung, gewinnt allmählich an Kontur. BIRD, das größte Pilotprojekt, feiert derzeit Bergfest. Im Interview zieht Projektleiterin Ulrike Lucke eine erste Bilanz, antwortet Kritikern des Projekts und verrät, was sie sich für die zweite Phase wünscht.
Zudem möchte ich Ihnen den Blogpost des Bildungsökonomen Dieter Dohmen ans Herz legen. Er seziert die Geburtsfehler des Digitalpakts und erklärt, warum das Vorhaben scheitern musste. Eine Umfrage von Bildung.Table unter den Ländern, in denen die Fristen bald enden, ergibt: Vier von zehn Schulträgern haben noch keinen Antrag gestellt. Für Verantwortliche, die sich in den Osterferien durch den Antrags-Dschungel schlagen, wurde unlängst diese aufschlussreiche Broschüre zum Vergaberecht beim Digitalpakt veröffentlicht. Hoffen wir, dass der Digitalpakt 2.0 solches Material obsolet machen wird.
Frohe Feiertage wünscht Ihnen
Analyse
Kiewer Online-Schule Optima: Warten auf die Deutschen
Karin Prien war voll des Lobes. Die Lernportale der Ukraine und insbesondere eines seien weit fortgeschritten, pries die Präsidentin der Konferenz der Kultusminister (KMK), nämlich die – wie wir heute wissen – Online-Schule Optima. Seitdem durchläuft die ukrainische Plattform eine widersprüchliche Entwicklung: Weil in der Ukraine ein grausamer Krieg tobt, loggen sich jeden Tag 1.000 neue Schülerinnen und Schüler auf dem Portal ein – aus ganz Europa. Inzwischen sind 100.000 junge Ukrainerinnen Nutzer der Distanzschule, in der man auch ukrainische Abschlüsse ablegen kann. Aus Deutschland besuchen inzwischen fast 10.000 geflüchtete Schüler die Plattform. Die staatlichen deutschen Stellen allerdings warten. Es gab inzwischen Verhandlungen mit der Kultusbürokratie – bisher ohne eine konkrete Hilfezusage. „Wir sind dankbar für den Prozess“, sagte Optima-Sprecher Yuriy Balkin Bildung.Table, „aber es geht, ehrlich gesagt, zu langsam.“
Die Deutschen prüfen, prüfen und prüfen Optima
Das Verfahren mutet an wie beim Boykott von Rohstoffen aus Russland oder der Lieferung von Waffen an die Ukraine. Das angegriffene Land mahnt ohne Unterlass. Aber die Deutschen prüfen, prüfen und prüfen. Am Montag hat Hans Beckmann, der Vorsitzende der „Taskforce Ukraine“ der Kultusminister, die extra eingerichtet wurde, um den Hilfeprozess zu beschleunigen, mit den Vertretern von Optima gesprochen. In einer Videokonferenz ging es darum, was Optima eigentlich ist und viele Schüler in der Online-Schule lernen könnten. Die Repräsentanten der privaten, aber staatlich lizenzierten Fernschule, können die Fragen inzwischen wohl im Schlaf aufsagen.
Zuletzt hatte vor ungefähr drei Wochen Michael Frost vom Medieninstitut der Länder (FWU) diese Fragen gestellt. Die KMK hatte eigens ihn beauftragt, weil er den technischen Sachverstand hat, um Optima zu prüfen. Aber dann geschah: nichts. „Wir können das ja nicht entscheiden, deswegen haben wir es an die Taskforce abgegeben“, sagte ein Sprecher der FWU auf Nachfrage. Am Montag stellte nun Hans Beckmann wieder dieselben Fragen.
- Karin Prien
- KMK
- Online-Schule
- Optima
- Ukraine
Jetzt weiterlesen
Lesen Sie diesen Text und das Bildung.Table Professional Briefing 30 Tage lang. Kostenlos und ohne Verpflichtung.
Sie sind bereits Gast am Bildung.Table?