- Exzellenzinitiative löst den Fachkräftemangel nicht
- Finnland: Kostenloses Schulessen als Rückgrat des Bildungserfolgs
- Sexualisierte Gewalt: Aufklärung und Abhilfe per App
- GoStudent schluckt Studienkreis
- Opposition kritisiert Pläne für Bildungsgipfel
- Digitale Medien fördern kein kritisches Denken
- Deutschland fehlt Stellenprofil für Schulleitungen
- Heads: Andreas Lachner – erforscht, wie Schüler digital lernen
- Presseschau
- Termine
die Liberalen beherrschen das Handwerk der politischen Kommunikation: So luden Bettina Stark-Watzinger und ihr Staatssekretär in ein innovatives Tech-Unternehmen, um die Exzellenzinitiative für die berufliche Bildung vorzustellen. Doch steckt in der schönen Verpackung wenig Neues, wie Anna Parrisius feststellen musste. Bestehende Programme erhalten einen neuen Anstrich – und das Thema Fachkräftemangel von der Ampel nicht die nötige Aufmerksamkeit.
Mehr Aufmerksamkeit könnte auch der Ganztagsausbau gebrauchen. Katharina Horban blickt daher nach Finnland und zeigt, was man sich von dort abschauen kann. Seit 70 Jahren bekommt jedes finnische Kind ein kostenloses Mittagessen. „Die Schulspeisung ist ein wichtiger Förderer von Chancengleichheit“, sagte ihr der finnische Entwicklungsminister Ville Skinnari. In Deutschland scheint man diese Meinung nicht zu teilen – das zeigen die Pläne in vielen Bundesländern.
Dieser Tage diskutiert das Land über fehlende Plätze in Kinderkliniken. Es ist ein langsames Erwachen im dritten Jahr der Pandemie: Zu selten steht das Wohl von Kindern und Jugendlichem im Zentrum politischen Handelns. Die Psychologin Julia von Weiler klärt im Interview über eine unterschätzte Gefahr auf. Jede und jeder fünfte Achtjährige erlebt Cybergrooming, also sexuelle Belästigung und Übergriffe durch Erwachsene im Netz. Die Psychologin erklärt, wie eine neue Social-Media-Kampagne, Website und App helfen soll und worauf Eltern und Lehrer achten können.
Zum Schluss seien Sie herzlich eingeladen zum letzten Live-Briefing in diesem Jahr. Wir diskutieren mit der KMK-Präsidentin Karin Prien und dem Bildungssoziologen Aladin El-Mafaalani die Lehren aus einem aufrüttelnden bildungspolitischen Jahr. Melden Sie sich hier kostenlos an und leiten Sie die Einladung gerne an Interessierte weiter!
Eine erkenntnisreiche Lektüre wünscht,
Niklas Prenzel

Analyse
Exzellenzinitiative der Ampel: Kein Meisterstück

Anna Parrisius
Kein Azubi hört den Startschuss für die Exzellenzinitiative, den Bettina Stark-Watzinger am Montagmorgen gibt. Die Bildungsministerin war für die Präsentation in ein Berliner Auto-Tech-Unternehmen gekommen. Aber die Berufsschule für den hohen Besuch schwänzen? Das wollte dann doch keiner. Drei Bausteine – die „drei Is“ – stellte die FDP-Politikerin vor. Die berufliche Bildung soll „individueller, innovativer und internationaler“ werden. Ihr Ministerium will individuelle Chancen erhöhen, innovative Angebote und eine moderne Infrastruktur in der Berufsausbildung stärken und internationale Mobilität von Azubis fördern. Das Ziel: Die berufliche Bildung attraktiver machen – und den Fachkräftemangel angehen. Ein Blick auf das Programm zeigt jedoch: Der große Wurf ist es nicht.
1. Es fehlt eine wirklich neue Idee
Die Exzellenzinitiative präsentiert Stark-Watzinger in einem innovativen Ausbildungsbetrieb – die Ingenieurgesellschaft Auto und Verkehr (IAV) GmbH entwickelt unter anderem effizientere Antriebe. Der Plan der Ampel selbst kommt hingegen wenig innovativ daher: Bestehende Maßnahmen will sie ausweiten und mit ähnlichen, neuen Initiativen bündeln. Das BMBF errichtet damit ein Sammelbecken für Maßnahmen, eine „Dachmarke“, wie das BMBF sie nennt. Mehr individuelle Chancen soll es zum Beispiel durch eine Reform des Aufstiegs-Bafög geben. Die Förderung für eine Weiterbildung, etwa zum Meister, soll dadurch flexibler werden. Zudem sollen mehr Azubis Erasmus+ nutzen und damit die Ausbildung internationalisieren.
Wichtig ist der Ampel, die Berufsorientierung zu stärken. Insbesondere Gymnasien sollen künftig stärker auf Ausbildungsberufe hinweisen. Dabei gibt es bereits mehrere Fördermaßnahmen des Bundes, beispielsweise das Berufsorientierungsprogramm (BOP). Bei ihm will das BMBF nun die Zusammenarbeit von Bildungsträgern mit Gymnasien verbessern. Stark-Watzinger verspricht außerdem, die Fördersätze anzupassen. Im Januar soll ein Wettbewerb um digitale Berufsorientierungsangebote (D-BOP) starten, der an das BOP anknüpft. Jugendliche könnten nach Vorstellung von Stark-Watzinger künftig etwa durch Virtual Reality Berufe kennenlernen, in denen man nachts arbeitet oder die zu gefährlich für ein Praktikum sind.
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