- Ukrainische Lehrerinnen irren durch den Behördenschungel
- Interview mit Thomas Littschwager: Der Digital-Brockhaus will das Klassenzimmer erobern
- EdTechs sammeln heimlich Schülerdaten
- Studie: Lehrer können Handschrift ihrer Schüler nicht entziffern
- Die Schulen in Bayern verzweifeln an der Inklusion
- Porträt: Anita Stangl – Filmenthusiastin und Unternehmerin
- Presseschau
- Termine
Es war ein Versprechen, das jetzt nicht überall eingelöst wird. Eigentlich wollten die Bildungsminister der Länder dafür sorgen, dass Lehrerinnen aus der Ukraine hier in Deutschland schnell und unkompliziert arbeiten können. Es wäre, würde das überall funktionieren, eine Win-Win-Situation. Denn die Fluchtwelle aus der Ukraine trifft auf ein ausgezehrtes Schulsystem, in dem jeder kluge Kopf gebraucht wird. In den vergangenen Wochen hat ein Bildung.Table-Team mit ukrainischen Lehrerinnen in unterschiedlichen Bundesländern gesprochen. Ihre Geschichten offenbaren, dass es am Ende auch eine Frage des Glücks ist, wer unterrichten darf – und wer nicht (oder erst viel später).
Über Jahrzehnte war der gebundene und kostspielige Leder-Brockhaus ein Statussymbol des Bildungsbürgertums – eine Enzyklopädie voll mit gesammeltem Wissen, meist gut sichtbar im Wohnzimmer-Regal platziert. Doch in Zeiten von Wikipedia, SimpleClub & Co. muss sich der Brockhaus neu erfinden, weil Inhalte innerhalb von Minuten veralten können. Im Interview mit meinem Kollegen Christian Füller erklärt Thomas Littschwager, warum er dennoch an den Wert geprüfter Information glaubt und wie er Lehrer:innen für den Digital-Brockhaus begeistern will.
Weitere Themen diese Woche: Robert Saar schreibt über die Inklusions-Misere in Bayern. Währenddessen schlägt Human Rights Watch Alarm, dass EdTechs massenhaft Schüler:innen-Daten sammeln. Und in einer Studie beschweren sich Lehrkräfte, dass sie die Handschrift ihrer Schüler:innen nicht mehr lesen können – was, wenn man genau hinschaut, ein gravierendes Problem ist.
Viel Freude bei der Lektüre!
Moritz Baumann

Analyse
Ukrainische Lehrerinnen im Länder-Labyrinth

Robert Saar
Zwei Monate lang musste Daryna Boyko* Däumchen drehen. Dann, zwei Wochen ist das her, stand sie zum ersten Mal vor einer Klasse in Deutschland. Boyko kommt aus dem stark zerstörten Charkiw, spricht perfekt Deutsch. Als sie Anfang März nach einer Odyssee in Sachsen-Anhalt ankam, sah alles so einfach aus. Die Schulminister hatten beschlossen, den geflüchteten ukrainischen Lehrerinnen schnell Arbeit zu geben. Aber dann fand sich Boyko in einem Labyrinth aus Zuständigkeiten wieder.
Sie ist kein Einzelfall. Überall in der Bundesrepublik setzten ukrainische Lehrerinnen Hoffnungen auf das Versprechen der Schulminister der Länder. Immerhin sind bereits 113.000 ukrainische Kinder und Jugendliche an deutschen Schulen registriert. Und es herrscht dramatischer Lehrkräftemangel. Dennoch geht jedes Land anders mit den Lehrerinnen um.
Sachsen etwa stellte für rund 6.600 geflüchtete Schüler insgesamt 262 Lehrer ein, die meisten aus der Ukraine, schreibt das Kultusministerium. In Baden-Württemberg sind 17.000 Schüler registriert; dort arbeiten bisher 409 zusätzliche Lehrkräfte im Dienst des Landes, von denen nur 128 ukrainisch sind. Reichen wird das wohl nicht. Das Institut der deutschen Wirtschaft geht davon aus, dass die Kultusminister zwischen 13.000 und 20.000 zusätzliche Lehrkräfte nur für die geflüchteten Schüler:innen brauchen werden.
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