- Baerbock-Buchrezension: Alles digitalisieren – nur die Schule nicht
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- Termine
lassen Sie mich mit einem Gespräch beginnen, das ich mit einer Lehrerin führte, die vergangenes Jahr bei „Wir für Schule“ mitmachte. Ich fragte sie, was sie von den Zänkereien zwischen den Schulreformern hielte. Die Frau, ihr Name muss keine Rolle spielen, ist seit zehn Jahren Lehrerin. Sie wollte sich von den Befindlichkeiten gar nicht anstecken lassen. Warum? „Weil der letzte Hackathon mein Lehren völlig verändert hat. Vorher war ich irgendwie passiv, nicht gegenüber den Schülern, aber was die Schulreform anlangt. Heute freuen sich meine Schüler, weil ihnen der Unterricht mit den digitalen Plattformen und Tools so viel Spaß macht. Und ich brenne jetzt darauf, Schule nicht mehr so zu lassen, wie sie ist!“ Die Frau hat Tools und den Umgang damit beim Hackathon gelernt. Und einen Wunsch verwirklicht: Zusammenarbeit unter Lehrern. Das sei das wichtigste, was sie aus „Wir für Schule“ mitgenommen hat.
Aber es ist ja nicht so, dass nur beim virtuellen Hack in Berlin was los ist. Das können Sie an den Terminen sehen. Heute und morgen gibt es wieder die neuen Fortbildungsformate, die wir zu Beginn der Woche beschrieben haben, die regional@digital und die „Mobile Schule“. Am Freitag und Samstag kommen noch die Fluxdays und ebenfalls am Samstag das Barcamp des „Instituts für zeitgemäße Prüfungskultur“.
Wir berichten heute über das Buch von Annalena Baerbock, die eine emphatische Bildungsgeschichte ihrer Mutter erzählt – und uns dennoch in Sachen digitale Bildung überrascht hat. Es gibt eine neue Studie über Eltern, aus der wir exklusiv berichten. Darin finden Sie eine witzige Idee: ein Elterngeld für die Coronazeit. Wie hoch das wohl sein mag? Lassen Sie sich davon genauso anregen wie von der Analyse meiner Kollegin Christine Keilholz. Sie richtet Fragen an die politische Bildung – nach der Wahl in Sachsen-Anhalt. Nur so viel: bequem ist das nicht.
Wenige Tage, ehe sich nun auch die CDU ein Wahlprogramm geben will, kursieren nun erste Auszüge. Ein Blick ins Kapitel Bildung zeigt: es ist gut, dass die CDU „die Persönlichkeitsbildung im digitalen Zeitalter“ als erstes wichtiges Ziel anführt. Der zweite – und bislang letzte – Punkt ist der Aufbau einer Nationalen Bildungsplattform sein. Die soll 630 Millionen Euro kosten und ist richtig komplex. Darüber wird noch zu reden sein!
Christian Füller

Analyse
Alles digitalisieren – nur die Schule nicht
Christian Füller
Als Annalena Baerbock, die Kanzlerkandidatin der Grünen, wegen vermeintlicher Fehler in ihrem Lebenslauf öffentlich angeprangert wurde, erschien dies wie eine Mischung aus Frauenfeindlichkeit und Böswilligkeit der Betrachter. Der akademische Part ihrer Vita enthielt jedenfalls keine Fehler. Entscheidend ist, dass sie an einer der angesehensten Universitäten der Welt studierte, der London School of Economics and Political Science. Der Rest ist Verwirrung von Betrachtern, die nicht wissen, dass die Bachelor-Master-Reform in Deutschland erst nach dem Studium der Politologin und Völkerrechtlerin eingeführt wurde.
Als Baerbock jüngst auf Twitter einen massiven Bildungsausfall durch Corona monierte, schien das zunächst ebenfalls einer Verwirrung geschuldet – der ihres twitternden Büros. Dass Schulkinder in der Pandemie gelitten haben, keine Frage. Aber sieht die Mutter zweier Kinder, die Bildung und Chancengleichheit immer wieder thematisiert, tatsächlich nicht, dass es während der Schulschließungen auch bahnbrechende Lernideen und -projekte gab? Immerhin wurde dafür sogar ein eigener Schulpreis verliehen.
Nach dem Erscheinen des Buchs „Jetzt: Wie wir unser Land erneuern“ von Baerbock ist klar: der Hashtag #Bildungsausfall war kein Missverständnis und kein Zufall, das ist Baerbocks Haltung. Jedenfalls kann man nach der Lektüre des Schulkapitels der 40jährigen Politikerin zu keinem anderen Schluss kommen. Sie setzt klare Prioritäten: Chancengerechtigkeit ist ihr wichtig, das ist gut so. Digitale Bildung aber kommt im Lern-Teil ihres Buchs als Randthema für den Nachmittag vor – neben Musikschulen und Gartenbau.
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