Es ist erst einige Tage her, dass sich Vertreter der Konferenz der Kultusminister mit solchen der EdTechs, den digitalen Bildungsanbietern, trafen. Als hätte es kein Gestern gegeben, waren alle froh, sich kennengelernt und Missverständnisse ausgeräumt zu haben. Freilich sprach selbst in der interessierten Öffentlichkeit kaum noch jemand über die lange ersehnte Begegnung. Denn das Thema der Bildungsrepublik war nur noch ChatGPT.
ChatGPT ist ein von Künstlicher Intelligenz getriebener, offen nutzbarer Chatbot, der Hausaufgaben in den Schulen praktisch überflüssig macht. Ein – wie er übersetzt heißt – „Generative Pre-trained Transformer“, ein an Texten trainierter Generator von allem Möglichen, Code, Aufsätzen, Konzepten, Gedichten – und Journalistenanfragen. Die Maschine unterläuft auch den Kontroll-Anspruch der Kultusminister: Wer sollte Schülerinnen und Schülern verbieten, die von ihren Lehrern gestellte Aufgaben mit dem KI-Chatbot zu erledigen? Wer bestellt die Künstliche Intelligenz zum Rapport bei KMK-Präsidentin Karin Prien? Auf die Frage danach verneinte ChatGPT, Prien überhaupt zu kennen. Der Textroboter musste so viele Anfragen von Neugierigen beantworten, dass die Seite OpenAI mehrfach an ihre Kapazitätsgrenzen stieß. Die gleichzeitige Begegnung zwischen Kultusministern und EdTechs, monatelang vorbereitet wie ein G7-Gipfel – sie war Makulatur.
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